Montag, 1. August 2016

Schnecken-Schrecken oder The Circle of Life

Ich bin ein großer Befürworter dessen, dass Kinder möglichst schon früh im regelmäßigen Kontakt zu Tieren vielfältiger Arten aufwachsen sollten.
Fördert man als Eltern und Erzieher ihr Interesse an der (nicht nur heimischen) Fauna, so lernen sie bereits in ganz jungen Jahren und nahezu von selbst, Behutsamkeit im Umgang, angemessenen Respekt und mehr oder weniger große Faszination kennen, die Bedürfnisse der zwei- bis achtbeinigen Freunde zu achten und Verantwortungsbewusstsein und Fürsorge im Zusammensein mit Tieren.


Soweit die Theorie. In der Praxis kann wie immer einiges schieflaufen.

Auch meine eigenen Eltern waren sehr darauf bedacht, mir all dies schon von Klein auf zu ermöglichen.
Und so „litten“ im Laufe der Jahre und Jahrzehnte unzählige verschiedene Individuen und Arten auf unterschiedlichste Weise unter meiner „Liebe“.
Bereits im zarten Altern von zwei Jahren, baute ich im Sandkasten Tierparks für Schnecken, Würmer, Käfer, Asseln und Co und zwang die bedauernswerten Kreaturen zum Aufenthalt und zu allerlei Kunststücken im selbst kreierten „Insektenparadies“ (wohl eher Folterhölle).
Die Regenwürmer waren am Schlimmsten dran: Sie vermehrte ich kurzerhand mit einem beherzten Riss durch ihre Mitte. Ich fand daran nichts Verwerfliches, lebte doch mindestens eine Hälfte weiter – ich bildete mir sogar ein: Beide!
Später betrieb ich allerlei „Terrarien“ und „Aquarien“ in den gesammelten Gurken- und Marmeladengläsern meiner Mutter. Es gab Schneckengläser, Käfergläser – ja sogar einmal neugeborene, verwaiste Mäuse. Auch verwurmte Igel, die zu früh vom Winterschlaf erwacht waren, kamen in den Genuss meiner „Behandlung“, genauso wie aus dem Nest gestürzte Spatzenbabys.
Mit mehr oder weniger Erfolg brachte ich sie entweder zurück ins Leben oder erlöste sie, in dem ich sie in den Tod begleitete oder ihnen unfreiwillig zum schnellen Ableben verhalf.
Einmal vergaß ich ein besonders liebevoll umsorgtes Gefäß mit Kaulquappen und Fröschen (und allen Entwicklungsschritten dazwischen) während eines Schwimmbadbesuches auf dem sonnigen Fensterbrett.
Als ich wieder heimkam, begrüßte mich eine lauwarme, übelriechende Fischsuppe. Es zerriss mir schier das Herz.
Ich beherbergte später noch etliche Meerschweinchen und Kaninchen von jeweils bemitleidenswert kurzer Lebensdauer. Im Optimalfall „entkamen“ sie mir beim „Gassi-Gehen“, im schlechtesten Fall verstarben sie an Verfettung, Hitzeschlag, Marderbesuch oder eitrigen Abszessen.
In meiner Jugend folgten dann diverse Nachbarshunde, die ich jeden Tag abholte, um sie um den Häuserblock zu schleifen, mit ihnen zu „trainieren“ und sie bis oben hin voll Leckerlis zu stopfen.
Von den unzähligen Reitstunden auf geschundenen Schulpferden will ich gar nicht erst anfangen. Es ist ein trauriges Kapitel.
Allein mit der Katze meiner Eltern schien ich ein glückliches Händchen zu haben. Sie liebte mich zumindest so sehr, dass sie ihre Jungen (statt in ihrer fachmännisch errichteten, geschützten Wurfkiste) lieber unter meiner Bettdecke an mich gekuschelt, zur Welt brachte. Ich erwachte mit klatschnassen Haaren – ihre Fruchtblase war auf meinem Kopfkissen geplatzt.
Ausserdem schenkte uns eben dieser Stubentiger seinerzeit einen Schleierschwanz-Goldfisch – ein imposantes, schönes Tier aus dem Nachbarteich. Er wurde von mir in die Salatschleuder gerettet, wo er sich erstmal ein paar Runden ausgiebig übergab, um dann unter dem wunderschönen Namen „Anneliese“ noch einige Jahre in einem echtem (!) Aquarium unter der Obhut meines Vaters (und unter ständiger Beobachtung der Katze (namens „Edeltraut“) weiterzuleben.
Als ich einige Zeit später das mittlerweile leerstehende Aquarium an einen weiteren Fisch, genannt „Nepomuk Elektrosmog“ weitervermietete, schwamm dieser allerdings bereits nach wenigen Tagen mit dem Bauch nach oben im trüben Wasser.
Heute noch schäme ich mich für meine Taten, die mir damals ganz selbstverständlich und sogar extrem tierlieb vorkamen.
Vielleicht bin ich deswegen seit meinem 10. Lebensjahr Vegetarier, phasenweise vegan. Ich sammle bis heute Schnecken nach dem Regen von der Straße und rette sie so vorm Zertreten- oder Überfahren werden. Ich unterstütze Greenpeace, Tierheime und Gnadenhöfe für ausgediente „Arbeitstiere“ und denke nicht, dass all das auch nur EINEN Tropfen auf den heißen Stein bedeutet.
Was soll ich sagen? Die Äpfel fallen nicht weit vom Stamm…
Auch die (eine Minute) ältere der beiden Krawallkröten ist noch vor Vollendung ihres ersten Lebensjahres schon das erste Mal (mit Mama zusammen) auf einem Isländer geritten und kommt seitdem an keinem Ross mehr ohne begeisterte „Hoppa-Hoppa!“-Rufe vorbei. Pferdeheftchen werden eifrig studiert (bei Mama kam die Phase erst gute zehn Jahre später) und alles zum „Reiten“ missbraucht, was nicht bei drei auf den Bäumen ist.
Jeder Hund und jede Katze werden mit „Eiei-Eiei machen!!!“ um die Ecke gejagt. Kommt allerdings eine Katze ungefragt in unseren Garten oder gar ins Haus oder läuft ein kleiner Hund auf die Zwillinge zu, dann wird panisch „Wauwau weg!“, „Katsiii nein!“ gerufen und die Flucht nach hinten angetreten.
Alles, was da kreucht und fleucht wird pauschal mit „Summ-Summ!“ bezeichnet und ist teilweise auch elementarer Bestandteil diverser schrecklicher Albträume. („Nein, Summ, nein!!!“). Die Kinder müssen über ameisenverseuchte Türschwellen gehoben werden (mit ängstlich angezogenen Beinen) oder zertrampeln energisch Käfer, wenn das Mami nicht schnell genug zur Stelle ist.
Es ist allein von der Logik her auch extrem unschlüssig und daher 2,5- jährigen "Tierforschern" schwer zu erklären, warum wir zwar Mücken zerschlagen (und uns darüber freuen), Käfer aber bestaunen und befreien sollen…
Unsere ersten „eigenen“ Tiere waren "Susi aus Kreis 4" (bei starkem Regen an der Kinderkrippe eingesammelt) und "Stefan aus Höngg" (wenige Stunden später vor der Haustüre zur Lebensabschnitts-Gefährtin ins Sammelgefäß gestoßen). Zwei stattliche und imposante Weinbergschnecken, die für die Krawallkröten von höchstem Interesse waren.
Leider mussten wir uns bereits am nächsten Tag (trotz eigens liebevoll eingerichteten Terrariums und Salat-Überangebot) wieder von den beiden trennen (keine Angst – sie wurden behutsam von MIR im Garten ausgesetzt!), da KW 1 steif und fest behauptete, dass Stefan sie in den Finger gebissen hatte! Sie war empört!
Seit wir (Papa, Mama, Krawallkröte 1 und Krawallkröte 2) vor einem guten Monat in ländlichere Gefilde gezügelt sind, beherbergen wir nun auch wieder Mamis „Zwerg-Chüngeli“ (welches sich eigentlich auf einen ruhigen Lebensabend bei den Grosis der Krawallkröten eingestellt hatte).
Dieses wird nun von früh bis spät von den beiden kleinen Tierfreunden mit Löwenzahn zwangsernährt. Von allen Seiten werden ihm die selbst gepflückten Delikatessen unter „Tuut-Tuut“ - Rufen in alle Körperöffnungen gesteckt, bis es verzweifelt hineinbeißt, was dann wiederum mit lauter Begeisterung und „Jaaaa, Jaaaa!“ quittiert wird.
Zudem wurde es so oft auf „allen achten“ im Käfig besucht (oder soll ich lieber heimgesucht sagen?), dass es sich nun einen viel geschützteren, ruhigeren Aufenthaltsort (unter dem Crosstrainer, hinter den letzten drei Zügel-Kisten) gesucht hat.
Ausgewandert. Zuviel Liebe. Genau wie damals. Wir leben in unseren Kindern weiter. Alles wiederholt sich.
Besagtes Häschen muss sich bis auf Weiteres keine Sorgen machen, dass das Mami der Krawallkröten es aus der neuen Zuflucht vertreiben wird um Sport zu machen.
Dafür ist sie zu sehr beschäftigt. Mit Tiere retten. Diesmal vor den eigenen Kindern. Der ewige Kreislauf eben.






Montag, 2. Mai 2016

365 Muttertage


Muttertag. Liebe Mamis,
wir alle sollten wahrscheinlich öfter mal innehalten. Nachspüren.
Dankbar dafür sein, das Geschenk des Lebens erhalten und selbst weitergegeben zu haben.

Wir sollten stolz darauf sein, was wir als Mutter Tag für Tag leisten. Glücklich darüber sein, dass es kleine Menschen gibt, für die wir wirklich die ganze Welt bedeuten. Das ist nichts Selbstverständliches. Es ist das größte Geschenk, das es gibt.

Es gibt nicht den EINEN Muttertag im Jahr. Es gibt 365 davon. Sie beginnen für dich, an genau dem Tag, an dem du von deiner Schwangerschaft erfährst und sie enden an dem Tag, an dem du für immer die Augen schliesst.

Alle anderen Tage die dazwischen liegen sind MUTTERTAGE. Und Kindertage. Bist du einmal Mami geworden, wirst du es für den Rest deines Lebens sein. Egal an welchem Ort du sein wirst. Egal, welches Verhältnis zu du deinen Kindern haben wirst. Egal, ob du dir vielleicht manchmal heimlich ein anderes Leben erträumst.

Es spielt auch keine Rolle, wie alt du oder deine Kinder sind oder sein werden. Du wirst einfach immer eine Mutter sein und bleiben. Das wird dein Leben so sehr bestimmen, wie es vermutlich kein anderes Ereignis und kein anderer Umstand zuvor oder danach jemals tun wird. Ich finde, das ist auch gut so.

Der Muttertag wurde einst (vor über 100 Jahren) ins Leben gerufen, damit „die Mutter einen speziellen Tag hat, an dem sie geehrt wird“ - damit sie und ihre Aufopferung, ihre unermüdliche und bedingungslose Liebe an EINEM Tag im Jahr, DIE Anerkennung und den Respekt bekommt, die sie eigentlich alle Tage, rund um die Uhr verdienen.

Es gibt nicht den EINEN Muttertag im Jahr. Es gibt 365 davon. Unsere Kinder (sofern sie noch Kinder sind zumindest) werden uns vermutlich nicht danken. Sie werden uns eher selten den Respekt zollen, den wir uns vielleicht wünschen.

Sie sprechen eine andere Sprache. Es ist die Sprache des Herzens. Wir Mütter werden auch so wissen, dass es sich alles gelohnt hat. Wofür wir leben. Und dass alles einen Sinn ergibt.

Erst jetzt – nach über 30 Jahren persönlicher Lebenszeit – beginne ich, meine eigene Mutter langsam zu begreifen, ihre Leistung Wert zu schätzen, mehr Mitgefühl und Verständnis zu haben und mich mit ihr als Mutter zu identifizieren.

Sie zu respektieren, anzuerkennen und ihr – nicht für Alles – aber doch immerhin für Vieles dankbar zu sein. Erst jetzt kann ich aus tiefstem Herzen sagen: „Danke, Mami. Danke, für alles, was du für mich ertragen und durchgestanden hast!
Einfach Danke!

Danke für Alles, was du für mich erreichen wolltest – unabhängig davon, wo wir jetzt stehen. Ich weiß jetzt, dass du immer nur mein Bestes im Sinn hattest.
Danke dafür, dass ich BIN. Dass ich bin, wer ich bin. Dass ich bin, wo ich bin. Dass ich nun selbst Mami sein kann. Danke!

Bis unsere Kinder an diesem Punkt angelangt sein werden – wer weiß, ob sie es je sein werden? – erfüllen und genießen wir dankbar einfach weiter unsere Aufgabe im Hier und Jetzt, unsere Stellung als Mütter, unsere Berufung im Leben, unseren Platz im Leben unserer Kinder.

Seien wir stolz darauf, von ihnen gebraucht und geliebt zu werden.

In dem Sinne – viele erfüllende Muttertage wünsche ich euch!




Montag, 25. April 2016

Bagger, Bagger, Kuchen

Soviel Zeit ist vergangen, seit ich das letzte Mal über die kleinen Krawallkröten berichtet habe und so vieles hat sich währenddessen getan und verändert.

Unter Anderem fängt nun – eeeeeeeeeeeeeendlich – der Sprachschatz der KK langsam an, sich DOCH noch zu entwickeln.
Wir hatten ja den Champagner schon im letzten Sommer (also vor 10 Monaten etwa) entkorkt, weil wir meinten: „Yaaay – nun geht es los!!!“

Die ersten Wörter purzelten nämlich plötzlich aus den Mäusezähnchen (die sie damals noch waren), wie das Kleingeld aus den Löchern in Papas Jeanstaschen.


Dann passierte lange Zeit gar nichts, die Wörter verschwanden so plötzlich wie sie gekommen waren wieder, der Champagner wurde schal und - was soll ich sagen – groooooosse Pause!

Wir trösteten  uns dann damit, dass unsere Zwillingsmädchen nun einfach keine Notwendigkeit sahen, unsere Erwachsenen-Sprache zu erlernen – verstanden sie sich doch untereinander einwandfrei und konnten teilweise einstündige angeregte Debatten miteinander führen, ohne dass das Mami oder der Papi inhaltlich auch nur irgendetwas davon gerafft hätten.

Teilweise schwang allerdings KW2 (die „jüngere“ der KW) auch so ermüdend lange Monologe, dass KW1 (die gutmütigere und geduldigere der KW) nachdem sie 50-fach verständnisvoll genickt hatte, vielleicht 20 Mal zwischendurch mit einem überzeugenden „Joh!“  oder „Yo“ geantwortet hatte und den gewaltigen schwesterlichen Mitteilungsschwall tapfer über sich ergehen ließ, immer wieder einfach wegnickte. Flucht ins Land der Träume sozusagen.

Dann wurde die einseitig gewordene Unterredung entweder vertagt, sich ein neues Auditorium gesucht oder die erschöpfte Schwester – immerhin die Einzige, die der Sache sprachlich gewachsen war auch den Details folgen konnte, wieder aufgeweckt.

Zudem gingen wir davon aus, dass die Mädchen – werden sie doch, wenn man so will, dreisprachig erzogen – wahrscheinlich auch durch diese Tatsache in ihrer Sprachentwicklung verzögert waren.

Ich hatte ja immer wieder gelesen, dass die Kinder – lernen sie mehrere Muttersprachen parallel – lange Zeit einfach nur alles in sich aufnehmen und sich quasi selbst erst „hirn-intern“ sortieren müssen, bevor sie dann später als üblich loslegen – dafür umso mehr und umso besser – alle in Grund und Boden zu quatschen.

So war zum Beispiel Mamas „Pferd“ in der Krippe ein „Rössli“, bei der Schwester ein „Hoppa-Hoppa“ und beim Papa ein „Cavallo“.  Noch Fragen? Ja, eben… Da muss man erstmal durchblicken. Dass das ein bisschen dauert, ist wohl mehr als verständlich.

Apropos „Hoppa-Hoppa“ – wisst ihr eigentlich, wie der Reiter macht, wenn er in den Sumpf fällt? „Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben – fällt er in den Sumpf – macht der Reiter: AUA!!!“. So ist das nämlich. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.

Die ERSTEN Worte nach der fast einjährigen Sprach- Pause (VOR der wir immerhin schon „Sch**sse“, „Hase“, „heiss“  sagen konnten, was das für Rückschlüsse auf die Erziehung zulässt, möchte ich nicht weiter ausführen) waren also: „Ässe!, „Wasser!“, „Pizza!“, „Herz!“, „Gaggi!“, „Mond!“ und „Abäää!“. (das Ausrufungszeichen ist hierbei untrennbar mit dem Wort verbunden)

„Abäää!“ ist Schweizerdeutsch und meint bei uns zumindest übrigens „rauf!“, „oben“ oder „runter“, „unten“ – ist also ein sehr praktisches, weil vielseitig einsetzbares Adjektiv bzw. auch eine Handlungsanweisung für das Mami.

„Su“ (italienisch für „rauf“ oder „hoch“) und „gumpe“ (CH-deutsch: springen)  in Kombination, also „Su gumpe!“ bedeutet aber interessanterweise „herunterspringen“, z. B. von einer Treppenstufe.

Und so weiter und so fort. Auch für mich nicht immer auf Anhieb ganz einleuchtend. Aber auf jeden Fall zumindest sehr erheiternd und lehrreich für alle Beteiligten, mich eingeschlossen. Ich gebe offen zu, ich stehe oft auf dem Schlauch.

„Io“ (Ital.) und „Mio“ (Ital.)  sind : „Ich“ und „Mir“ und lassen sich prima mit „mis“ (meines, CH) kombinieren. „Me aucccchhhhhhhhh!“ klingt dazu noch richtig Schweizerdeutsch in der Intonation und soll heißen: „Ich auch!!!“

„Bub“ allerdings ist nicht etwa ein Junge (D) oder Knabe/Büebli (CH), nein – es bedeutet schlichtweg „Kaputt“. Und „Eine!!!“ heißt: „Finger weg, das mach ich alleine.“ „Anze!“ steht bedarfsweise entweder für  „An-„ oder „Ausziehen“. „Anze!“ mit empörtem Blick auf die (ausgeschaltete) Musikanlage hingegen, meint aber WEDER „anziehen„ NOCH „ausziehen“ – bis bei MIR endlich der Groschen gefallen ist – ojee – NEIN, es bedeutet : „Musik an, ich will TANZEN!“

Und sie siiiiingen so herzerweichend wunderschön!!! „Hoppa Hoppa Heita“ oder „Bagger, Bagger, Kuche“ und viele andere Lieder – meist im Duett, dass es eine wahre Freude ist. Megaherzig einfach nur.

Einen letzten guten Ratschlag meinerseits möchte ich euch nach einer so langen Pause (eben auch auf meinem Blog waren mal wieder grosse Ferien) doch noch mitgeben: Auch wenn eure Kinder noch nicht sprechen, sie verstehen mehr als ihr denkt. Und sie haben ihre eigene Logik.

Wenn man zum Beispiel versucht, die eine Krawallkröte von den Damen-Hygiene-Artikeln wegzulocken mit den Worten „Das ist nur für Mama, das braucht sie, wenn sie Aua hat“ , dann darf man sich nicht wundern, wenn man des anderen Tags die zweite Krawallkröte von oben bis unten mit den „großen Pflastern nur für Mama“ beklebt vorfindet.

Sie hatte schließlich und endlich auch ziemlich viel „AUA!“.




Montag, 11. Januar 2016

Schmutzfimmel

Zu aller erst vorweg geschickt sei:
Nein, ich bin keine dieser Sagrotanmütter.

Ja, bei uns kann man vom Boden essen. Weil es so sauber ist?
Mitnichten. Eher deshalb, weil meist soviel Essbares auf dem selbigen verteilt liegt.


Ob meine Kinder, die genetisch identischen Krawallkröten KK1 und KK2 an einer neurotischen Mutter leiden, die ihre Zwangsstörung in Form eines antrainierten, übersteigerten Sauberkeitsbedürfnis an die Brut weiterzugeben bestrebt ist? Auch das muss ich entschieden verneinen.

Was KK2 (also die 60 Sekunden jüngere der kleinen Kröten) neulich mit unserem Haushaltsbesen in ihrer Kinderkrippe wollte? Ich weiß es nicht.
Sie kann es mir leider auch nicht wirklich erklären, denn sie pflegt sich in keiner Erwachsenen-Sprache zu artikulieren.


Sie versteht fließend Deutsch, Italienisch und Schwyzerdütsch - diesbezüglich gibt es keinen Zweifel. Allerdings kommuniziert sie mit der Zwillingskrötenschwester ausschließlich in Zwillingskrötenschwesternsprache.

Das reicht den beiden bislang vollkommen aus und sie zeigen sich beide gänzlich unbeeindruckt vom stetig wachsenden Wortschatz ihrer gleichaltrigen Kollegen und derer, vor Stolz über die sprachbegabten Sprösslinge fast platzenden, Mütter.

Jedenfalls sollte der Besen unbedingt mit. Und ich glaube NICHT, dass sie ihn aus Unzufriedenheit über die Hygieneverhältnisse in ihrer Krippe ins Handgepäck schmuggeln wollte. Auch nicht so einfach bei einem Gegenstand von 150 cm Länge. Das mit dem Schmuggeln.


Nachdem die Krawallkröten bislang auch noch keine Bekanntschaft mit "Kartoffelbrei" (dem Besen der kleinen Bibi Blocksberg) machen konnten, gehe ich auch nicht davon aus, dass sie gewillt war, neben unserem Tram die gesamte Wegstrecke lang herzufliegen.

Von daher sehe ich mich gezwungen, anzunehmen, dass sie ihn fürs "Show & Tell" (also zum Präsentieren in der Morgenrunde) vorgesehen hatte, wahrscheinlich um der versammelten klein-kindlichen Audienz seine Hauptfunktion - nämlich das Hervorholen verloren geglaubter Gegenstände von unter Sofas, Schränken und Betten - anschaulich zu demonstrieren.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Mutter war NICHT bereit, den Besen nebst Zwillingskinderwagen und Krawallkröten in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren und den Erzieherinnen anschließend dessen Anwesenheit zu erläutern. Das Geschrei war groß, der Besen blieb daheim in seiner Ecke und wartete auf bessere Tage.

Im Italienurlaub vergangenen Sommer hatten wir es allerdings in jedem Restaurant das wir abends besuchten, gar mit einer ganzen Putzkolonne zu tun.
Kaum hatten wir uns einen schönen Platz ausgesucht und den Aperitif geordert, begann die Unruhe jeweils schon und "monk-mäßig" ("Wipe! Wipe!) wurde um uns herum gewischt, was das Zeug hielt.


Keine Stuhllehne, kein Teller, keine Gabel, kein Kieselsteinchen und keine Service-Kraft wurde vom Reinigungsfieber verschont. Emsig wie die Bienchen polierten die Krawallkröten alles im Umkreis von 5 Metern und hätten wir sie gelassen - sie hätten sicher auch noch die Damentoilette geschrubbt.


Nur um das nochmal klarzustellen: Ich bin KEINE dieser Sauberkeitsfanatikerinnen. Putzen ist weder mein Beruf, noch meine Leidenschaft.

Unter uns: Wenn wir nicht gerade Besuch erwarten, lasse ich Fünfe auch mal für ein paar Tage hintereinander grade sein. Und wenn unsere Haushaltshilfe einmal in der Woche den Staubsauger aus der Garage holt und mit schweren Geschützen aus diversen Sprühflaschen auffährt, verlasse ich lieber fluchtartig  mit den Zwillingskröten das Haus.


Letzte Woche allerdings traf mich fast der Schlag. (So abgebrüht bin ich demnach doch noch nicht.) Ich beobachtete KK1 und KK2 dabei, wie sie - routiniert und eingespielt, wie ein eingeschweißtes Team - die Möbel im Wohnzimmer "pflegten".

KK1 (ehemals "führender Fötus") spuckte (ja: Spuckte!) jeweils auf die zu reinigende Oberfläche und KK2 ging für das Finish sozusagen noch mit dem Kosmetiktuch drüber.

Da ich vor Entsetzen erstmal keinen Ton herausbrachte, arbeiteten sie sich auf diese Weise von den Lederbezügen der Esszimmerstühle, über die Marmorfläche des großen Tisches bis hin zu den Waben der Wohnzimmerheizung vor, wo ich dann endlich meine Sprache wiederfand und entsprechend vehementen Einspruch erheben konnte.

Nein, ich möchte NICHT wissen, woher sie sich diese Technik abgeschaut haben und ich möchte sie auch lieber nie wieder zu Gesicht bekommen.
Darauf verzichte ich dann doch gerne.

Und nur so zur Sicherheit meine ich:
Ein bisschen Sagrotan kann ja nie schaden, oder?











Samstag, 2. Januar 2016

Alles auf Anfang


Wie ich in letzter Zeit häufig und mit geringer Begeisterung feststellen muss, gibt es diverse Möglichkeiten, die Krawallkröten (formerly known as „Das doppelte Mäusezähnchen“) zu resetten.

Beispielsweise setzt ein auf den ersten Blick harmlos erscheinender Besuch von Oma und Opa (respektive BEI Oma und Opa) schon ab einer Dauer von wenigen Tagen Frontalkontakt, die Krawallkröten erziehungstechnisch wieder auf „Werkseinstellung“ zurück.

All das, was man sich aufs mühsamste und nicht selten herzschmerzhaft gemeinschaftlich an Regeln und Gewohnheiten erarbeitet hat um das Zusammenleben für alle Familienmitglieder einigermaßen erträglich bis halbwegs angenehm zu gestalten, liegt auf einmal völlig brach.

Alles, was man durch zehntausendfaches „Einbläuen“ (natürlich ausschließlich mit Engelszungen) erwirkt, an- oder abtrainiert hat, ist komplett vergessen. Gelöscht. Lost.

Das problematischste Symptom dieser verwandten-induzierten Regression ist allerdings die Tatsache, dass die Herrschaften, ihre Majestät Krawallkröte 1 und ihre Majestät Krawallkröte 2 (fortan der Einfachheit halber mit KK1 und KK2 bezeichnet) von diesem denkwürdigen Moment an der festen Überzeugung sind, der Nabel der Welt zu sein, die Sonne scheine nur mehr für sie  und die werte Elternschaft sei ausschließlich zu zur exklusiven und pausenlosen Bespaßung und Unterhaltung der Hoheiten berufen worden.

Habt ihr schon mal versucht, mit zwei 12kg-Fesseln an den Beinen den Haushalt zu schmeißen?

Oder unter vorwurfsvollem Dauergenöle der im Duett motzenden Klageweiber schnell telefonisch einen Arzttermin zu vereinbaren, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen oder auch schlicht: NICHT den Verstand zu verlieren?

Wo sind die beiden besten Mädchen der Welt geblieben, die sich eineinhalb Stunden lang zufrieden und einträchtig miteinander beschäftigen konnten und Mama dadurch sowas wie einen Hauch einer Ahnung von einem bisschen „eigenem Leben“ ermöglicht haben?

Und WARUM um ALLES in der WELT können sie plötzlich nicht mehr laufen? Was ist passiert?

Wie kommen sie eigentlich auf den wahnwitzigen Gedanken, dass ihre Mutter (meine Wenigkeit, mit zwei schweren Einkaufstaschen behängt), sie plötzlich (und beide gleichzeitig!) die 100 Meter den Berg hinauf nach Hause tragen wird?

Ich habe die KK NIE getragen, das stand nicht mal zur Debatte! Seit sie laufen KONNTEN, WOLLTEN sie laufen. Meistens noch viel mehr als ich! Die vierfach mutterwärts auffordernd nach oben gestreckten Ärmchen sind mir gänzlich neu, ebenso wie die Sitzblockade neben dem Hundehaufen…

Die ganze Misere  erinnert mich spontan vage irgendwie an meine eigene Jugend. Tamagotchi. Furby. Wiesienichtallehießen...
All die intelligenten, niedlichen, elektronischen Spielzeuge, die dazugelernt haben und denen man mit gezieltem Popeln mit der Kugelschreiberspitze mental den Garaus machen konnte.
Festplatte platt. Reset. Alles auf Anfang.

„Geblitzdingst“ sozusagen. (Um ein bis zwei Jahrzehnte aktueller zu werden, Men In Black). Totale Amnesie. Ihr versteht was ich meine.

Ein ebenso faszinierendes Phänomen ereignet sich regelmäßig an unseren beiden wöchentlichen Krippennachmittagen.

Es handelt sich um ein Phänomen à la „Liebling - ich habe die Kinder geschrumpft!“ (um noch etwas bei den leicht angestaubten Klassikern der Filmgeschichte zu verweilen).

Ich bringe die KK (aka MZ) also gegen 14.00 Uhr als beinahe zweijährige, aufgestellte (wie man in der Schweiz zu sagen pflegt), für ihr Alter recht selbständige und knapp 90 cm große Kleinkinder in die Krippe. Zurück bekomme ich – gegen 18.00 Uhr: Surprise, Surprise! BABYS. BABYS!

Nach maximal vier Stunden professioneller pädagogischer Betreuung (im Kreise einiger Spielgefährten im Alter zwischen 3 Monaten und gut 4 Jahren) kriechen mir also zwei Babys entgegen. Ich meine, man KÖNNTE sich ja auch an den „Großen“ orientieren und von ihnen lernen, hab ich zumindest früher mal gedacht… Mama dachte, Gott lachte.

Diese preiswerte und doppelte Verjüngungskur hält dann jeweils (zum Glück nur noch) bis zum Schlafengehen an. Wirkt also nicht so langfristig wie im erst beschriebenen Fall. 
Jedoch: Noch beim Abendessen am Krippentag müssen wir unsere Krabbelkinder jedes Mal wieder FÜTTERN. Löffelchenweise. Wie echte Babys.

KK1 und KK2 bestehen dann nämlich darauf, plötzlich nicht mehr in der Lage zu sein, Löffel und Gabel selbst halten, geschweige denn zum Mund führen zu können. Welcher Spaß. Endlich wieder ein Spiel für die ganze Familie. Papa und Mama können ja schauen, wann sie dann zum Essen kommen.
Ich dachte, diese Zeiten hätten wir lääääääängst hinter uns gelassen.

In solchen Momenten erscheint es mir fast wie Hohn, dass die Großeltern der KK (um genau zu sein, die Großmütter der beiden) in regelmäßigen Abständen wehmütig und mit feuchten Augen feststellen, wie schnell die Kleinen doch groß werden.

Ich denke dazu nur zwei Dinge:
1. Auch nur TENDENZIELL
2. GOTT! SEI! DANK!

Sonntag, 18. Oktober 2015

Das doppelte Mäusezähnchen und der Ernst des Lebens

Nachdem das doppelte Mäusezähnchen gerade gesund und munter seinen 20. Lebensmonat vollendet hatte und weiterhin Tag für Tag fröhlich wie ein freigelassener Tornado durch Haus und Hof wütete, beschlossen die Eltern, die mittlerweile schütteres Haar und Sorgenfalten auf dem Haupt trugen,  dass es nun an der Zeit sei, etwas Ruhe und Ordnung, sowohl in die gemeinsame Behausung  als auch in die Seele der aufopfernden Zwillingsmutter, zu bringen.
Zu diesem Zweck informierten sie sich über eine bunte Vielzahl von außerhäuslichen Betreuungsmöglichkeiten für fleischgewordene Wirbelwinde mit Duracell Power und identischem Erbgut, sollte es ihnen doch an nichts fehlen, während die Mama sich selbst und ihre Umgebung zweimal die Woche ein wenig sortieren wollte.
Es begab sich also, dass Mama und Papa dem guten Stern folgten, der ihnen den Weg zur besten Krippe leuchtete und voller Freude erkannten sie, dass sich nebst dem obligatorischen Ochs und Esel, auch noch einige freundliche und kompetent wirkende Erzieher und herzallerliebste Kinderlein in der Krippe befanden, die den verzweifelten Eltern christlich Zuflucht gewährten.  Wenn schon nicht für diese selbst, so zumindest für ihre beiden lockigen Engelchen gab es noch Platz. Hosianna in der Höhe!
Der Einlass zur Himmelspforte führte allerdings über einen steinigen Weg mit fiesen, spitzen Kieselsteinen, die sich unbarmherzig in die frisch pedikürten, zarten Fußsohlen bohrten.
Zunächst wurden die Eltern von den drei heiligen Königen der Kinderkrippe mit Stapeln an Formularen und Anträgen bedacht, die sie zu lesen, auszufüllen und zu verschicken hatten. Die milde Gabe stellte sich als harte Prüfung für die ohnehin nicht minder belasteten und gestressten Eltern heraus.
Als zweite Herausforderung wurde der Mutter auferlegt, mit dem doppelten Mäusezähnchen, dem Gefährt des doppelten Mäusezähnchens und dem öffentlichen Personennahverkehr eine Jahresration an Pampers, Pflegeprodukten, Kleidungsstücken für jede Jahreszeit, Accessoires und Zubehör für jede Gelegenheit zum Stall zu bringen. Pardon, zur Krippe natürlich.
Den dritten und schwersten Schritt stellte dann das eigentliche Aufnahmeritual, die „Eingewöhnung“ dar. Jeden Morgen für ganze ZWEI WOCHEN musste die gesamte heilige Familie beinahe 90 Minuten vor der gewohnten Zeit das Bett und Haus verlassen, um zum Ort der zukünftigen (prophezeiten) Erlösung zu pilgern.
Das Grauen im Morgengrauen.
Unausgeschlafene, übermüdete Prinzessinnen, die bisher nie in ihrem Leben aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt worden waren (sieht man von den dreistündlichen Angeboten zur flüssigen Nahrungsaufnahme auf der Frühchen-Station einmal ab), übermüdete, unausgeschlafene Eltern, die sich mit einer völlig neuen (wenn auch für viele Familien alltäglichen) Situation konfrontiert und überfordert sahen.
Der Papa, so müde und verpeilt, dass er MZ 1 kurzerhand den Pyjama unterm Outfit anließ, was zu einem peinlichen Zwischenfall für die Mama führte, die am liebsten rumpelstilzchen-gleich im Boden versunken wäre, als der Schlafanzug später in der Krippe ans Tageslicht kam.
Die Mama so unausgeschlafen und übermüdet, dass sie zu den Kontaktlinsen gleich sicherheitshalber noch die Brille aufsetzte und sich allen Ernstes fragte, warum ihr plötzlich so unglaublich blümerant zumute war.
Übermüdete, unausgeschlafene und sehr genervte Fahrgäste auf ihrem Weg zum Job im öffentlichen Personennahverkehr, die sich jeden Morgen fragten, was diese unausgeschlafene, übermüdete Mutter mit den beiden unausgeschlafenen, übermüdeten und sehr unzufriedenen Kindern denn am so frühen Morgen schon hier verloren hätte. Störten diese drei doch die übellaunige Stille im Tram ebenso, wie die Stehplatz-Situation im mittleren Bereich desselben.
Erklärend muss hier eingeschoben werden, dass die Morgenmuffelchen natürlich NICHT morgens oder gar ganztags in die Krippe gehen sollten, sondern regulär zweimal die Woche nach dem Mittagessen. Zum Spielen mit den anderen lockigen Engelchen, deren Eltern in der Zwischenzeit gute Taten vollbringen wollen oder zumindest vortäuschen, ebendies zu tun.
Leider aber: Während der Eingewöhnung galten andere Regeln, die uns unseren Rhythmus ordentlich durcheinanderschüttelten. Da gab es leider keine Gnade von oben.

Die Krippe selbst im 1. Stock ohne Aufzug. Mäusezähnchen Zwei ist gerade in Ihrer „Ich mache alles GANZ alleine, und zwar NUR alleine, AUSSCHLIESSLICH alleine – Phase“ und bestand täglich darauf, die für sie oberschenkel-hohen, dreckigen Treppenstufen ALLEINE und zwar GANZ alleine hinaufzukriechen. Und zwar mit Puppe/Kuscheltier/Nuggi/Frühstück in der einen und Trinkflasche/Mütze/"WasauchimmersieaufdemWegnochsogefundenhatte" in der anderen Hand.
Weder dies war im straffen Zeitplan der Mama eingerechnet gewesen, noch die Tatsache, dass nur jedes dritte vorbeifahrende Tram überhaupt dem Zwillingsgefährt Einlass bieten konnte (Aufgrund zu enger Türen und Treppenstufen am Einstieg).
So stellte es sich ein, dass jeden Morgen eine übermüdete, unausgeschlafene, völlig nassgeschwitzte und nicht minder abgehetzte Mama, ihre beiden übermüdeten, unausgeschlafenen und völlig überraschten Kinder in die Krippe brachte.
Das morgendliche Ritual hieß „Morgen-Chreisli“ und gestaltete sich - in den sieben Tagen, in denen die Mama der Veranstaltung noch beiwohnen durfte zumindest (bevor sie sich abnabeln musste von allem, was ihr lieb und teuer war – vor Allem dem Begrüßungslied „Schwappschwabbiduba“) – folgendermaßen:
Alle Kinder – vom sechsmonatigen Schätzeli bis zum viereinhalbjährigen Lillifee-Maitli sitzen brav im Kreis (dem „Morgenchreisli“ nämlich) und rühren sich im Verlauf der nächsten 30 Minuten um keine 5 cm von ihrem Fleck weg.
(Vielleicht werden sie ja unter Hypnose gesetzt, sobald ihre Eltern sie abgeliefert haben???)
Es wird ein Lied gesungen, ein Fingerversli gesprochen, reihum werden die Chind begrüßt und gefragt, was sie heute "zum Zeigen“ dabei haben. Die Objekte reichen vom (der Krippe Vortags geklauten) Haargümmeli bis zur ferngesteuerten Roboterfaust, die Neon Grün leuchtet.
Danach werden einige Kärtli mit Spiele-Vorschlägen in die Mitte gelegt und jedes Kind wählt sich eine Aktivität und einen Mitspieler aus oder wird eben zum Spielpartner und zur Aktivität auserwählt.
Es ist nicht zu glauben, wie brav und routiniert dieser große Haufen Kinder gemischten Alters, gemischter Nationalität - und überhaupt – den Abläufen folgt!
Nicht so das doppelte Mäusezähnchen! Ihre Hoheiten Prinzessin MZ1 und Prinzessin MZ 2 waren von Anfang an der Ansicht, dass ALLES, ALLES was hier an Darbietungen und Veranstaltungen aufgeführt wird, einzig und allein zu IHREN EHREN und IHRER großen Belustigung organisiert wurde!
Bestens gelaunt turnt MZ1 inmitten des Morgenchreisli den herabschauenden (und durch die Beine lachenden) Hund, während MZ 2 mal eben den Rundgang durch die Räumlichkeiten macht, um nach dem Rechten zu sehen. Da vollführt MZ 1 fröhlich den sterbenden Schwan inmitten ihres staunenden Auditoriums, während MZ 2 kisten- und körbeweise Spielzeug mit in die Runde bringt.
Da geht MZ 1 von Kind zu Kind und sammelt fleißig die „Geschenke“ ein (bei den "Geschenken" handelt es sich allerdings um die mitgebrachten Objekte zum Zeigen, aber das wissen bzw. verstehen die MZ scheinbar als einzige noch nicht), während MZ 2 sich an den Aktivitäten-Karten gütlich tut und entscheidet, dass sie heute alle 50 Angebote in Anspruch nehmen wird (zumindest wenn man nach den Karten geht, die sie sich in den Mund steckt), während der Hofstaat gerne wie gehabt, regungslos im Kreis sitzen bleiben darf.
Würden die Erzieherinnen die Zwillinge nicht so mega-härzig finden und allesamt am liebsten mit nach Hause nehmen (sagen sie zumindest), würde sich die Mama also VIELLEICHT schon wieder schämen. Diesmal nicht für den verpennten Papa, sondern für die besten Mädchen der Welt.

Und allein DAS ist ja schon wieder ein Grund zum Schämen!
Weil sie doch bis jetzt gedacht hat, ihre Goldmädchen – der besonderen Geschwisterkonstellation sei´s gedankt oder geschuldet – wären den anderen Kindern in Sachen Sozialkompetenz um Lääääääääääängen voraus.
Tja falsch gedacht, Mama!
Hier in der Krippe gelten andere Regeln.
Da müssen wir alle erst noch reinwachsen.
Amen.



Dienstag, 15. September 2015

Der „Sheriffstern“


Kennt ihr eigentlich den „Sheriffstern“?
Nein? Dann habt ihr wirklich Glück gehabt. Ich kannte ihn bis heute auch nicht. Jedenfalls nicht unter dieser Bezeichnung.

Meine Nachbarin, die dem fröhlichen Folter-Spektakel heute Vormittag
 zufällig beiwohnen durfte, klärte mich auf, dass das eine – unter (Schweizer?) Männern gängige „Geste“, ähnlich der mir bekannten „Brennnessel“ ist, um sich entweder gegenseitig zu dissen (seiner Missgunst handgreiflich Ausdruck zu verleihen) oder einfach mal unverbindlich zu testen, wieviel der andere so aushält, aka ob er ein ganzer Kerl ist.

Ich musste in den vergangenen zwei Wochen also eine neue, schmerzhafte, Methode kennenlernen, wie MZ 1 wahlweise meine Aufmerksamkeit erhaschen oder mich für etwas „bestrafen“ kann, was für sie in irgendeiner Weise unbefriedigend abgelaufen ist.

Möchte man den „Sheriffstern“ nach Art meines (1 Minute älteren) Zwillingsmädchens MZ1 korrekt ausführen, braucht man zunächst: Ein Opfer.

Frauen bieten sich als Opfer besonders an, da ihre Brüste „handlicher“ und schmerzempfindlicher sind, als die von Männern.

Mütter sind die bevorzugten Frauen der Wahl, weil die bedingungslose Liebe zu ihrem Kind sie höchstwahrscheinlich (hoffentlich) davon abhalten wird, dasselbe (Kind) im Affekt ungespitzt in den Boden zu rammen bzw. an die Wand zu klatschen.

Nun wartet man auf einen guten Moment, in dem einem das Opfer sowohl möglichst abgelenkt, als auch wehrlos, frontal zugewandt steht.

Zum Beispiel mit einem Liter Milch in der einen und einem Blumenkohl in der Hand (Objekte beliebig ersetzbar), vor dem - mit Kind befüllten - Einkaufswagen stehend (Situation ebenfalls austauschbar) Samstagnachmittag (Wochentag spielt keine Rolle) bei Aldi (Discounter frei wählbar) in der Kassenschlange.

Dann fährt man die „Greif-Hand“ (also am besten die, in der man mehr Kraft hat – demnach meist die Rechte) unvermittelt aus (so ähnlich wie bei diesen Zangen-Greifern, die auf Knopfdruck unschuldige Plüschtiere aus dem Glaskasten fischen) und zielt auf die Mitte der Brust des Opfers.

Jetzt „Eisenfaust“ machen, sprich so fest wie möglich zupacken und mit wutverzerrtem, irrem Blick einmal kräftig im Uhrzeigersinn drehen.

Beim Drehen gegen den Uhrzeigersinn wird übrigens die gleiche Wirkung erzielt.

Das tut sooo SCHEISSE weh, kann ich euch sagen!!!

Gottseidank weiß MZ 1 aus Erfahrung, dass die Mama bei dieser Übung immer vor Schmerz wie vom Affen gebissen losbrüllt und hält die Streichel-Hand (also eventuell die linke, eben die Nicht-Greifhand) schon bereit, um der Mutter auf der Stelle beschwichtigend zweimal übers Haar zu streichen.

Scheint das Opfer durch das tröstende Kopf-Getätschel und den nachlassenden Schmerz in der Brust wieder halbwegs beschwichtigt und versöhnt (und die durch den Schrei angelockten Gaffer im Supermarkt haben sich langsam wieder in alle Richtungen verlaufen), kann man das Manöver erneut starten.
Augenblick abwarten, in dem sich das gutgläubige Opfer, nichts Böses ahnend, leichtsinnig in Position begibt,… Usw.

Gute Gelegenheiten ergeben sich auch beim Anziehen  auf dem Wickeltisch (vor der stehenden Mama sitzend) oder wenn die Mutter auf der Couch faul und unnütz vor sich hindöst.

Abwandlungen bzw. abgeschwächte Formen des Sheriffsterns sind übrigens „Die Daumenschraube“ und „Der Nagelknipser“, beides Spezialitäten von Mäusezähnchen 2, die sie gerne beim Milch trinken und Einschlafen (sprich Händchenhalten) einsetzt.

Dienstag, 8. September 2015

DAGEGEN!!!

(oder: Das pubertierende Kleinkind)

Ich trotze, also BIN ich.

Das ist sie also, die Entwicklung des ICH, die Geburt des EGOs, die Entdeckung der Eigenständigkeit.

Himmel, hilf! Was ist mit den beiden besten Mädchen der Welt nur geschehen?

Quasi über Nacht haben sie eine 180-Grad-Wende hingelegt, wurden von kleinen
Dr. Jekylls zu großen Mr. Hydes, von herzallerliebsten Sonnenscheinchen zu dunklen Gewitterwolken.

Warum ihr so lange nicht von den Mäusezähnchen gelesen habt?


Sagen wir mal so: Mama war beschäftigt…
Die Mama vom doppelten Mäusezähnchen, welches zu diesem Zeitpunkt
  ca 18 Monate jung war, hatte unter anderem einiges mit fliegenden Tellern, Tassen und Blumenvasen am Hut.

Auch Schuhregale wurden mehrmals täglich (genaugenommen exakt so oft, wie Mama auf Toilette musste) - freundlicherweise nach erst einem vierfäustig geklopften Verwarnungs-Countdown an die Tür des stillen Örtchens – vor die selbige Tür umgekippt.

Die Eifersucht auf die jeweilige Zwillingsschwester  tobte den ganzen Tag und der Platz auf Mamas Schoß wurde ohne Rücksicht auf Verluste im teils blutigen Kampf erobert.

Mama wünschte sich die schalldichten Baustellen-Ohrschützer zurück, die sie in einem früheren Leben mit Bürojob einst gegen den unverschämt fröhlich pfeifenden und singenden Arbeitskollegen zum Einsatz gebracht hatte. Das stundenlange zornige Kreischen der kleinen Diven raubte ihr mehr als einmal beinahe den Verstand.

Zum ersten Mal betete die Mama um eine Ganztagsbetreuung für die Mäusezähnchen und sehnte sich danach, das Haus jeden Morgen um 8.00 Uhr verlassen zu dürfen und erst wieder nach 18.00 Uhr heimkehren zu müssen.

Und abends schämte sie sich dann für ihre Gedanken und ihre Gewissensbisse ließen sie kein Auge zukriegen und sie schwor sich, am nächsten Tag NOCH mehr Verständnis und NOCH mehr Geduld und NOCH mehr Liebe für ihre kleinen Teufelchen aufzubringen. Immerhin hatten auch sie es nicht leicht mit dem, was da in ihrer Entwicklung vonstattenging und mit den Kurzschlüssen und Feuerwerken, die ihr reifendes Gehirn so fabrizierte.

Am nächsten Morgen erkannte die Mama sich nicht mehr im Spiegel. Irgendwer hatte zwei dicke schwarze Balken unter ihre Augen gemalt. Die ließen sich weder mit Seife, noch mit Make-up-Entferner beseitigen und auch nicht mehr überschminken. Es war passiert. Die Mama war endgültig zum Zombie mutiert.

Also schleppte der Mombie (einst Mama, jetzt Zombie) sich ins Kinderzimmer, um wenigstens heute einen neuen, besseren Tag zu beginnen. 30 Minuten und 10 Wutausbrüche von MZ1 und MZ2 später, hatten sie ihr Mut und die Motivation allerdings wieder verlassen und ihre Devise für die folgenden 12 Stunden lautete:
"Überleben und überleben lassen."

Die Mama zog mal in ihrer Frustration wieder einen ihrer verhassten, angestaubten Ratgeber zu Rate – ich schrieb bereits ausführlich über dieses Thema – und informierte sich über Tatsachen, die sowieso nichts Neues waren.

Da fielen Formulierungen wie „Grenzen ausloten“, „Provokation“, „Machtstreben“, „Kontrolle über den eigenen Körper ausüben“, „eigenständige Entscheidungen treffen“, „Entdeckung und Durchsetzung des eigenen Willens“,…

Und wie jedes Mal, wenn die Mama sich hilfesuchend an die selbsternannten Experten der Pädagogik wandte, bekam sie nur schillernde Umschreibungen für ihr Problem und dessen Ursachen, nicht jedoch den kleinsten Hinweis darauf, wie sie diese Hölle auf unbestimmte Zeit noch weiter ertragen oder zumindest für alle Beteiligten erträglicher gestalten könnte. Danke auch!

Gottseidank – GOTT SEI DANK – verschwand der Spuk nach etwa drei Wochen (den längsten drei Wochen in der Geschichte der Zeit) genauso plötzlich, wie er gekommen war.  
Allerdings nicht ohne, dass bereits das Schwiegervater-Rettungskommando (mit viel zu großer Verzögerung!!!) herbeordert worden war.

Mit dem Ergebnis, dass der Nonno mehrmals täglich beteuerte, wie brav und lieb die Mäusezähnchen doch wären. (Worauf hin die Mama sich selbst am liebsten in den A... (Arm) gebissen hätte, weil sie diese Aussage als Provokation empfand, stand sie doch jetzt wie eine Lügnerin da).

Zwei Dinge haben wir aus dieser höchst anstrengenden und nervenzehrenden Phase allerdings für uns mitnehmen können:

1. Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. (Mama)
2. Das klangvolle Wort „Scheissssssssssssssssssssssse“ (Mäusezähnchen 2)



Montag, 3. August 2015

Akkordarbeit versus Fair Trade

("Wegnehmen" ist was für Babys)

Die besten Mädchen der Welt werden in einigen Tagen eineinhalb Jahre jung.
Zeit für ein erstes Zwischenresümee?

Soviel hat sich verändert in den letzten 18 Monaten. Lediglich die Augenringe und die Rückenschmerzen sind gleich geblieben.

Mäusezähnchen 1 & 2 bereiten uns jeden Tag unendlich viel Arbeit und noch mehr Freude. An manchen Tagen auch anders herum.

In den letzten Tagen beobachte ich MZ1 (mittlerweile KEINEN Zentimeter mehr größer als MZ 2, ihr aber immer noch ganze 60 Sekunden in Lebenserfahrung voraus) immer wieder, wie sie mehr oder weniger fremden und (mir) mehr oder weniger sympathischen Jungs, spontan um den Hals fällt, sich fest an sie schmiegt und teilweise sogar versucht, die (Un-) Glücklichen zu küssen. Ja, KÜSSEN!

"Wie schnell doch die Zeit vergeht", denke ich mir in solchen Augenblicken. Die Objekte der klein-kindlichen Begierde (also die niedergeknutschten Buben) schwanken (auch in wortwörtlicher Hinsicht, dem Gewicht der kleinen Draufgängerin geschuldet) zwischen Überraschung und Überforderung. Es ist ja allgemein bekannt, dass sich Frauen schneller entwickeln. Aber muss gar es so schnell sein? (Ich selbst beispielsweise bin mit 15 Jahren noch nicht so ans andere Geschlecht „rangegangen“, wie meine (eine Minute) ältere Tochter das mit  ihren noch nicht einmal 18 Monaten tut!

Anderes Beispiel: Noch vor wenigen Wochen artete unser 14-tägiger Großeinkauf (im sehr viel günstigeren, deutschen Ausland – ja ich gebe es ungeniert zu, auch wenn mich viele Schweizer dafür hassen werden – aber irgendwo muss das Geld ja auch herkommen!) meist erst nach der Rückkehr zur ultimativen Katastrophe aus.

Die Mäusezähnchen stürzten sich dann wie die Geier auf die vielen Kisten und Tüten mit den Einkäufen, zertraten dies, zermanschten das, verschleppten jenes, verschütteten etwas anderes (siehe z.B. meinen Beitrag „Vorsicht Schlüpfrig“)  und hinterließen unter Garantie in jedem einzelnen Lebensmittel (vom eingepackten Baby Bel Käse bis zur ungeschälten, roten Zwiebel) ihre Bissspuren. Konsequent.

Oft hatten wir etliche Stunden, teilweise Tage nach dem Einkauf noch unsere Freude an den Folgen. (Ja, was liegt denn da ganz hinten unterm Sofa und stinkt unauffällig vor sich hin??? Wer hat denn zerbrochene Eier eingekauft? Wo ist denn eigentlich die Zahnpasta hingekommen, haben wir doch auch mitgenommen!!!)

Neu ist: Es gibt eine LIEFERKETTE!!! Der Papa lädt die Kisten, Kästen, Tüten und Taschen aus dem Auto, stellt sie in den Garten wo Mäusezähnchen 1 schon eifrigst bereit steht. Aber es wird nichts mehr zerdrückt, zerbissen und versteckt – nein! Produkt für Produkt wandert voller Tatendrang aus den Einkaufskörben direkt in die Hände von  MZ 2, welches wiederum emsig wie ein fleißiges Bienchen zwischen Terrasse und Küche hin und her wuselt und Zubringen für die Mama spielt, die alles nur noch in Kühlschrank, Gefrierfach oder Vorratsschrank räumen muss!

Kinderarbeit sagt ihr? Ja, vielleicht. Aber so geschäftig und stolz sieht man die vorbildhaften Muster-Engelchen sonst ganz, ganz selten. Sie fühlen sich so unglaublich wichtig und ja - sie helfen doch auch wirklich! Selbst wenn man sich an der Reihenfolge und Auswahl, dem Tempo der Zustellung oder der Transport-Art ("Möchtest du das groooße Glas wirklich unterm Arm tragen?" "Bitte das Joghurt nicht so feste drüüü..." – ...zu spät…) stören möchte, die Mäusezähnchen sind in dieser Zeit beschäftigt, bleiben im Blickfeld und stellen nichts an. Was will man mehr?

So gewissenhaft, folgsam und „bei der Sache“ sind sie eigentlich nur bei EINER anderen Gelegenheit: Wenn ich zu Tisch bitte. Während ich in der Küche noch das Essen zubereite, fällt irgendwann der Satz: “Setzt ihr euch bitte schon in eure Stühlchen, gleich gibt’s Essen.“ Und selbst wenn ich diesen Satz nur flüstern würde und dabei auch noch gegen die Wand sprechen, die Mädchen RENNEN ins Wohnzimmer, sind hyyyyyper-aufgeregt und eilig, suchen sich die beiden Stühlchen (die meist IRGENDWO in Wohn- oder Arbeitszimmer verstreut parkiert stehen) und setzen sich so schnell, wie IRGENDWIE möglich darauf. Ich habe es mehrfach heimlich beobachtet. So panisch nach einem Stuhl gerannt bin ich selbst früher höchstens auf Kindergeburtstagen, wo die „Reise nach Jerusalem“ gespielt wurde und dem Gewinner ein "kleines" Säckchen mit 5kg Gummibärchen winkte…

Ich muss dann nur noch die hungrige Meute auf ihren Stühlchen in Richtung Essplatz „fahren“, optimaler Weise in Blickrichtung Esstisch drehen, anschnallen und servieren. Tiptop!

Ärger hingegen bereitet immer noch das leidige Thema „Meins – Deins“, was man treffender mit „MEINS! MEINS! MEINS!“ beschreiben könnte. Ihr erinnert euch an die Möwen in „Findet Nemo“? Es sieht so aus und es klingt auch so, als wenn ein Schwarm gierig kreischender Möwen nach einem einzelnen, kleinen Clownfisch hackt.

Aber selbst hier zeigt sich eine Entwicklung. In Richtung Trade. Nicht Fair Trade, aber immer hin Trade. Das Objekt der Begierde (Gottseidank in diesem Fall kein blondes Büebli) wird nicht mehr einfach herzlos der Schwester entrissen (wie in den vergangenen Monaten üblich) – NEIN, es wird ihr SOGLEICH (quasi schon im Vorfeld geplant und genau vorbereitet) ein Ersatz überreicht! Ob sie diesen dann jeweils adäquat findet, sei dahingestellt. Aber immerhin! Es handelt sich hierbei, wie man bemerkt, schon lange nicht mehr um einfaches „Wegnehmen“. „Wegnehmen“ ist was für Babys, Kleinkinder TAUSCHEN!

Das Geschrei bleibt dasselbe…



Donnerstag, 16. Juli 2015

Applaus, Applaus


Wenn Mäusezähnchen 1 etwas, in ihren Augen, besonders Braves oder Bemerkenswertes vollbracht hat, schaut sie nach Vollbringen der Tat erst einmal Beifall heischend in die Runde, setzt dann ihr stolzestes Siegergrinsen auf und beginnt, sich selbst herzhaft zu applaudieren.

Wann haben WIR eigentlich aufgehört, stolz auf uns zu sein? Wer hat eigentlich in unseren Köpfen verankert, dass Eigenlob stänke und sogar Freundschaften koste? War es unsere langjährige Erfahrung?

Im Fall der Mäusezähnchen wirkt der Eigen-Applaus jedenfalls hochmotivierend. Besser als jeder selbsternannte Motivationsguru, der pro Stunde Beifall 300 Stutz kassiert. Es kann so einfach sein…

Es KANN so einfach sein. Muss es aber nicht. Ich zum Beispiel hab es im Moment nicht einfach. (Wobei man das „im Moment“ auch ersatzlos aus dem Satz streichen könnte.)

Es gibt NICHTS an Dummheiten, was dem doppelten Mäusezähnchen in den letzten Tagen nicht eingefallen wäre! Ich pfeife echt aus dem letzten Loch!
Ich schlafe sogar schon ein, (sogenannter Sekundenschlaf) während ein Kind auf mir herumsteigt (thai-massage-artig, wenig sanft) und das andere mich im Gesicht mit Bausteinen bearbeitet (nicht minder zimperlich).

Die letzten Tabu-Zonen (über 1,20 Greifhöhe) wurden gebrochen. Es wird sich munter vom Tisch bedient. Sei es mit Blumenvasen nebst Inhalt, Kaffeetassen (Gottseidank eh fast immer kalten Inhalts), Stiften und (meinen! wichtigen!!!) Unterlagen als Malpapier. Das gute am Zwilling-Sein: Es ist immer jemand zum Räuberleiter-Halten zur Stelle. Und bei jeder Aktion steckt jemand mit dir unter einer Decke!

Haben wir frische Pampers an, setzen wir uns eiliger ins Planschbecken als Mama bis Drei zählen kann. Sind wir nackig, sind wir schneller als die Feuerwehr zurück in der Wohnung und planschen enthusiastisch in Pfützen (Marke Eigenproduktion) oder erleichtern uns in die Bücherkiste („Einfach immer der Nase nach, Mama!“).
Verlust der letzten 14 Tage: Vier Bücher + weitere drei, die Planschbecken oder Badewanne zum Opfer gefallen sind.

Mäusezähnchen 2 hat es auch nicht leicht. Sie wird neuerdings mehrmals täglich und am besten rücklings von den überschwänglichen Umarmungen ihrer „großen“ Schwester (15 mm größer und 60 Sekunden älter immerhin) zu Boden gerungen und förmlich niedergeknutscht in überschäumender Geschwisterliebe. Das Resultat? Mindestens ein verzweifelt kreischendes und ein enttäuscht heulendes Kind…

Manchmal denke ich im Ernst, es haut mir bald den Vogel raus! Ich kann nicht mehr! Die beiden besten Mädchen der Welt sind so viel geschickter und flinker im Chaos- und Katastrophenschaffen, als ich es in der Schadensbegrenzung je sein werde!

Manchmal resigniere ich. Aber nur für 10 Minuten. Dann holt mich der Selbsterhaltungstrieb wieder ein, der Überlebensinstinkt flammt auf und ich kämpfe erneut… Gegen 17-monatige Zwillings-Windmühlen.
In dem Sinne: „Applaus, Applaus, Mami!“




 

Freitag, 10. Juli 2015

You say „Gubai“...


...and I say "Hello???"

Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber im Sandkasten fabriziert man heutzutage keine schnöden Kuchen mehr, im Sandkasten wird aktuell Haferbrei gekocht. War mir ebenfalls neu bis eben. Aber nun!

Ich befinde mich nämlich gerade auf einem Spielplatz. Der Luxus des Tages: Nur EINES der beiden Mäusezähnchen wärmt mir mein Knie und massiert mir aufgeweichte Reiswaffeln ins schwarze Sommerkleid.

Nummer 2 ist mit unserer neuen Babysitterin (einem härzigen 14-jährigen Mädchen, das nach Schulschluss ab und an "das Doppelte Mäusezähnchen" für zwei Stunden zum Spielen besucht) auf Spatzenjagd.

Die Spatzen ihrerseits sind wiederum auf der Jagd nach unseren Reiswaffeln. Hier schließt sich der Kreis und ich fühle mich langsam aber sicher, wie ein Komparse in Hitchcocks „Die Vögel“.

Ihr Hunger macht die gefiederten Freunde furchtlos und sie reissen uns das Zvieri regelrecht aus der Hand. Dass es hier was zu Futtern gibt, hat in der Zürcher Federcommunity scheinbar schnell die Runde gemacht und allmählich wird es gruselig auf dem fliederumrankten „Snack-Plateau“ in der Mitte des Spielplatzes.

Achso. Der Haferbrei. Ich war beim Haferbrei stehengeblieben. Der Haferbrei, den das Kind dieser extrem unsympathisch tönenden Mutter („Jean-Pascal, ich sage es nur noch einmal: Wenn du nochmal mit Sand wirfst, gehen wir SOOOO-FORT!!! nach Hause!“) seit geschätzt zwei Stunden aus Sand (in dem die Spatzen baden) zusammenpanscht, ist GARANTIERT:

Zuckerarm, glutenfrei, lactosefrei, fettarm und ganz sicher auch aus ökologisch erwirtschaftetem Vollkornhafer, von regionaler Herkunft - fair gehandelt. Mit Gütesiegel. Und blütenweißem, reinem Gewissen. Ein weiterer Luxus... Jean-Pascal weiß was er tut. Es bleibt ihm ja auch nichts anderes übrig... Dem Ärmsten.

Apropos Luxus: Mittlerweile sitze ich völlig kinderlos und zwillingsfrei unter den schattigen Fliederranken und kritzle vor mich hin. Die besten Mädchen der Welt graben währenddessen nach Gold. Oder Dinosaurierknochen. Oder Grundwasser. Oder dem Mittelpunkt der Erde. Nach irgendetwas jedenfalls, was sich tief in der Erde unter der Rutschbahn befinden muss.

Vielleicht finden sie ja was und wir werden reich und ich kann die Babysitterin adoptieren und sie muss nie mehr nach Hause oder in die Schule gehen und kann mindestens bis die Kleinen volljährig sind ganztags mit ihnen Sand spielen? Oder wenigstens buddeln sie was aus, was wir dem Nationalmuseum geben können?

Ich erwache aus meinem Tagtraum und mache mir klar, dass die Süßen im besten Fall vergessene, kaputtgespielte Sändeli-Sachen und schlechtesten Fall – Pfui Teufel – Kippen zu Tage fördern werden. Ich selbst habe heute schon zwei entsorgt und dabei noch nicht mal selbst geraucht!

Eigentlich, ja eigentlich, wollte ich euch jedoch etwas ganz anderes erzählen heute. (Sollten wir nämlich jetzt und hier doch noch etwas Bedeutendes aus dem Sand ausgraben, werdet ihr sowieso durch die Medien davon erfahren.)

Was ich mir noch von der Seele schreiben wollte, ist etwas, was seit einigen Tagen mein, mit grenzenloser Liebe zu meinen beiden Mädchen erfülltes Mutterherz, aufs Unerträglichste bedrückt und das Mutterglück aufs Grauenvollste betrübt: Die „Ersten drei Worte“ wurden gesprochen!

DIE „Ersten drei Worte“ sind vor einigen Tagen aus dem Mund von MZ2 (eine Minute jünger, 15 mm kleiner und ein paar hundert Gramm leichter als MZ 1) gepurzelt. Und purzeln seit diesem Tage auch in regelmäßigen Abständen, völlig belanglos anmutend und wie nebenbei - immer wieder und zu Mutters größtem Entsetzen - aus dem Mund der kleinen Sprachforscherin. Die drei ersten Wörter lauten ausgerechnet: „Trambahn“, „Flugzeug“ und „Goodbye“ (= „Gubai“)!!!

*Kreeeiiiiiiiiiischhhhhh* Ich bin noch nicht bereit zur Abnabelung! (Die erste – doppelte - Abnabelung liegt gerade mal 17 Monate zurück!) Ich kann nicht schon wieder loslassen! Es ist mir definitiv noch zu früh für einen Abschied! Ich habe Angst!

PS: Das letzte (dem Mami mit Abstand am meisten schmerzende) Wort der drei, nämlich: „Gubai“ „antwortet“ MZ2 auch immer in ihr bescheuertes, rotes, chinesisches Telefon-Spielzeug, das bedauerlicherweise nur auf Englisch mit ihr kommuniziert. Danke, Papa!