Die Ehefrau von Meister Proper hat im Tageslauf einen Desinfektionsmittelverbrauch wie ein städtisches Krankenhaus, wohingegen die Kontrahentin
völlig entspannt ihr Kind seine Kekse vom Boden essen und die Haltegriffe in den
öffentlichen Verkehrsmitteln ablecken lässt.
Was soll ich sagen – ich war mal „Mom Type One“ - sogar die meiste Zeit meines Lebens war ich
das. Allerdings das Paradoxe daran: ich hatte zu dieser Zeit gar keine Kinder!
Ich gebe es nicht gerne zu, muss aber dennoch gestehen: Ich habe meine Familienmitglieder und meinen Freund/Mann penetrant genötigt, sich beim Nachhause kommen die Hände zu waschen (und zwar „richtig“ und mit Seife und so), ich habe den Griff vom Einkaufswagen mit SOS-Tüchern abgewischt und die Inneneinrichtung der U-Bahn nur mit den Ärmeln oder Handschuhen (nur darum liebe ich den Winter) touchiert.
Es stand für mich außer Frage, Obst vor dem Verzehr gründlich zu waschen und abzureiben, meinen Speichel („aus der gleichen Flasche trinken“) mit maximal zwei bis drei Personen im Universum zu teilen (Freund/Mann, evtl. beste Freundin, vielleicht noch Geschwister) und niemals unter keinen Umständen die Straße („Iiiieehh – Hunde-Pipi überall“) oder die Schuhsohlen zu berühren. Man mag das als übertrieben bewerten. Und es ist womöglich übertrieben.
Ich gebe es nicht gerne zu, muss aber dennoch gestehen: Ich habe meine Familienmitglieder und meinen Freund/Mann penetrant genötigt, sich beim Nachhause kommen die Hände zu waschen (und zwar „richtig“ und mit Seife und so), ich habe den Griff vom Einkaufswagen mit SOS-Tüchern abgewischt und die Inneneinrichtung der U-Bahn nur mit den Ärmeln oder Handschuhen (nur darum liebe ich den Winter) touchiert.
Es stand für mich außer Frage, Obst vor dem Verzehr gründlich zu waschen und abzureiben, meinen Speichel („aus der gleichen Flasche trinken“) mit maximal zwei bis drei Personen im Universum zu teilen (Freund/Mann, evtl. beste Freundin, vielleicht noch Geschwister) und niemals unter keinen Umständen die Straße („Iiiieehh – Hunde-Pipi überall“) oder die Schuhsohlen zu berühren. Man mag das als übertrieben bewerten. Und es ist womöglich übertrieben.
Als unsere beiden
Sonnenscheinchen dann zur Welt kamen – 6 Wochen vor dem errechneten
Schlüpf-Datum – ging es mit dem Sauberkeits-Fimmel natürlich erst mal so richtig
los. Die beiden verbrachten einige Zeit in ihren klimatisierten Aquarien auf
der Neugeborenen-Station und zum ersten Mal mutierte mein Mann ohne mein Zutun zum „Meister
der Desinfektion“. Ich war begeistert!
Zum einen waren die
süßesten Mäuse der Welt so winzig und so zerbrechlich, dass man einfach nichts
riskieren wollte, zum anderen hatte die Neonatologie eine über 50 Punkte umfassende
Liste (deren Einhaltung auch strengstens vom Personal überwacht wurde) zur
Gewährleistung der klinischen Reinheit und absoluten Keimfreiheit im Umgang mit den „frischen“
Erdenbürgern.
Die ersten Wochen zu
Hause bezeichne ich im Nachhinein betrachtet gerne als eine Art „Übergangs-
oder Schonzeit“. Wir desinfizierten uns tagsüber ab und zu die Hände,
überreichten den Gästen bei Erkältung an der Tür anstatt der Gästeschlappen
einen Mundschutz (im stillen Gedenken an Michael Jackson) und sterilisierten 3x
täglich die Fläschchen und Nuckis der Mäusezähnchen MZ 1 und
MZ 2 (die damals noch keine Mäusezähnchen hatten und waren).
MZ 2 (die damals noch keine Mäusezähnchen hatten und waren).
Soweit so gut. Der
Umbruch kündigte sich zaghaft an, als die Kinder begannen immer mobiler zu
werden und sich nicht mehr darum zu kümmern, welche Flasche wessen war oder
welcher Schnuller wem gehörte. Nachdem ich es sowieso nicht verhindern konnte, dachte
ich mir irgendwann: „Na gut, sie sind Schwestern – "es" bleibt zumindest in der
Familie“ und fand mich eben damit ab. Der Begriff „Speichel-Schwestern“
(analog zur etwas altmodischeren „Blutsbruderschaft“) kristallisierte sich
heraus.
Die regelrechte
Anarchie in Sachen Sauberkeit brach mit dem Krabbel-Alter aus. Einher geht das
Krabbelalter ja auch mit einem extremen Forscherdrang: Oh Graus – fremde Münder,
fremde Zähne, fremde Nasen und fremde Füße und ZEHEN werden eingehend untersucht,
die Mama schüttelt es schon allein beim Gedanken daran, in einer Stunde so viel
Kontakt mit unterschiedlichsten Körperteilen und -flüssigkeiten zu haben, wie
normalerweise ein Allgemeinarzt (wahlweise HNO-Arzt) an einem
durchschnittlichen Vormittag (Wartezimmer überfüllt).
In der Krabbelgruppe
rotieren die Viren (rotzige und angesabberte Spielsachen machen die Runde
zwischen 15-20 Kindern), im Babyschwimmen kriechen 10 nackte Würmer nacheinander über
die gleiche Wickelmatte, über die zuvor schon 20 Elternteile barfuß (das sind 40 Füße!)
gelatscht sind und vom Schwimmbecken möchte ich erst gar nicht anfangen. Da bekomme
ich schon vom Erzählen juckenden Ausschlag im Windelbereich.
Zu Hause wird das
Treppenhaus erforscht, sobald die Wohnungstür auch nur für 10 Sekunden und 10 cm
breit offen steht. Bevorzugt wird auf dem Schuhabtreter (!) gespielt und alle
Schuhe werden fleißig umgedreht und wahlweise abgeleckt oder angeknabbert. Der
Toilettendeckel wird hoch- und wieder runtergeklappt, die Mülleimer (ja, auch
der Windeleimer) geleert und alles, was in den Mund passt (oder auch nicht), wird
probiert. Hemmungslos.
An dieser Stelle stellten
sich mir nun zwei Optionen: Durchdrehen oder Akzeptieren. Nachdem ich
wochenlang kurz vor der ersten Möglichkeit stand, setzte sich nach und nach die
„zweite Wahl“ (in jeder Hinsicht) durch. Es ist schlicht nicht machbar, als
einzelner, völlig übermüdeter und überarbeiteter „Mombie“ (Kreuzung zwischen Mom
und Zombie) aufgeweckten, entdeckungslustigen Zwillingen jederzeit und überall
gleichzeitig hinterher zukommen, hinterher zu räumen und vorneweg zu putzen. Es
geht nicht. Punkt.
Nachdem unser
XXL-Laufgitter von Anfang an nur installiert war, damit die Tonnen von
Spielzeug einen Platz haben, wo sie nachts „schlafen“ – jeder Versuch, die „Stalltüre“
zu schließen (MZ 1 und MZ 2 dabei innerhalb der Umzäunung) mit größter und
langanhaltender Verachtung den "Eltern-Tieren" gegenüber gestraft wurde, war der „cleane“
Kinderbereich innerhalb der Wohnung für uns auch keine praktikable Lösung.
Ganz abgesehen, schaffen es die Kinder sowieso in Nullkommanix, aus „Nichts“ Dreck zu schaffen. Viel Dreck. Dreck für alle. Dreck zum Tauschen. Dreck zum Verschmieren. Dreck zum Essen. Dreck für alles. Notfalls übergeben sie sich eben oder über-portionieren den Inhalt der Pampers. Voilà!
Ja diese kleinen Schmuddel-Monster teilen ihr "Futter" (oder das, was sie dafür halten) großzügig mit Gott und der Welt – ebenso wie ihre Körperflüssigkeiten und Bakterien, sie essen Sand und Erde (man muss schon wirklich dankbar sein, wenn sie keinen Hundekot oder Kippen erwischen), kennen keinen Ekel, kein Schamgefühl, keine Vorurteile und kein „Stop“ (und wenn, dann nur vom Hörensagen) – dafür aber Neugier ohne Ende!
Das ist der Grund, warum ich resigniert habe. Warum ich mich nun dazu bekenne, nach langen Anlaufschwierigkeiten meinerseits, eher den "Type Two Moms“ anzugehören. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Chance!
Wer das Gegenteil behauptet, lügt.
Ganz abgesehen, schaffen es die Kinder sowieso in Nullkommanix, aus „Nichts“ Dreck zu schaffen. Viel Dreck. Dreck für alle. Dreck zum Tauschen. Dreck zum Verschmieren. Dreck zum Essen. Dreck für alles. Notfalls übergeben sie sich eben oder über-portionieren den Inhalt der Pampers. Voilà!
Ja diese kleinen Schmuddel-Monster teilen ihr "Futter" (oder das, was sie dafür halten) großzügig mit Gott und der Welt – ebenso wie ihre Körperflüssigkeiten und Bakterien, sie essen Sand und Erde (man muss schon wirklich dankbar sein, wenn sie keinen Hundekot oder Kippen erwischen), kennen keinen Ekel, kein Schamgefühl, keine Vorurteile und kein „Stop“ (und wenn, dann nur vom Hörensagen) – dafür aber Neugier ohne Ende!
Das ist der Grund, warum ich resigniert habe. Warum ich mich nun dazu bekenne, nach langen Anlaufschwierigkeiten meinerseits, eher den "Type Two Moms“ anzugehören. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Chance!
Wer das Gegenteil behauptet, lügt.
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