Da wir wegen des neuen Autos noch eine Kleinigkeit am Zoll zu erledigen hatten, dachten wir, wir nutzen den sonnigen Feiertag gleich für einen relaxten Ausflug an den Bodensee.
In Konstanz spazieren gehen, Spielplatz, Biergarten, Schiff fahren – so was in der Art.
Die Laune
war sagen wir mäßig – die Nacht davor noch mäßiger. Wie man eben schläft neben
einem Presslufthammer, der die ganze Nacht durcharbeitet und im Ehebett liegt und Kindern, die sogar im Schlaf mit den Zähnen
kämpfen, die sie noch gar nicht haben. (Sind das dann eigentlich so etwas ähnliches wie Phantomschmerzen?)
Auf dem Weg
zum Auto hat Kind A (ehemals „führender Fetus“) die Initiative bzw. Flucht
ergriffen und im Treppenhaus noch im „Vorbeigehen“ eben
das Lieblingsbuch des Nachbarkindes zerlegt. (Vermerk ans geplagte Mami-Hirn:
„Abends Ente Nelly bei Amazon suchen“)
Im Auto
halten die Kinder dann herzerwärmend und allerliebst gegenseitig Händchen und
sind in weniger als 2 Minuten weggeratzt, um dann am Zoll, wo der Papi schnell
die Kleinigkeit wegen des Wagens regeln muss, wieder fit zu sein.
Wir warten
solange „kurz“ im Wagen. Was soll ich sagen – nach neunzig Minuten sind alle
Lieder gesungen, alle mitgebrachten Spielsachen ausgespielt und der gesamte
Tages-Proviant verspeist. Mama ist mehrmals quer durch die geräumige
Familienkutsche geturnt (es lebe der wöchentliche Yoga-Kurs – ach HALT: da hab
ich´s ja seit ´nem Monat nimmer hin geschafft) und hat sich fürs einjährige
Publikum wahlweise zum Affen oder Kasperle gemacht.
Der Papi ist
nicht zu sehen und telefonisch nicht zu erreichen, das Geduldslimit der Kinder
ist längst gesprengt, Mami muss suuuuuper-dringend auf die Toilette (nach drei
Kaffee, einem Coke Zero und einem Red Bull) und hat keinen Autoschlüssel.
Natürlich nicht. Also Kinder in den Kiwa und auf die Suche nach dem Örtchen.
Auf der
Behinderten-Toilette (woanders kommt man mit Zwillingswagen schlecht rein),
rutscht dann – während Mama Pipi macht – Kind B, das keine Lust hat noch länger zu warten als eben schon – einfach
mal elegant unter ihrem Tischchen durch und um ein Haar in die große Pfütze,
die sich vor der Kloschüssel befindet. Mama, die die große Pfütze bis eben noch
für Wasser hielt (dann aber gemerkt hat, dass die Kloschüssel für Menschen um
die 1,60 mindestens 30 cm zu hoch ist, um sich ohne Berührung derselben im
Stehen hygienisch und diskret zu erleichtern), unterbricht ihren „Erleichterungsvorgang“
also sofort um das Kind noch im letzten Moment zu fangen und – Aaaaahhhhhhhhhhhhhh
– SCH*****. Den Rest könnt ihr euch denken… Oder besser nicht.
Der Papa ist
inzwischen unverrichteter Dinge aus dem Zollhäuschen zurückgekehrt. „Wir müssen
schnell zum Autohaus in Friedrichshafen, nur eine Unterschrift fehlt noch“. Die
Kinder werden wieder vorschriftsmäßig im Wagen verstaut – der Kinderwagen
bleibt allerdings draußen und wird beinahe rückwärts vom geschäftig hetzenden
Papa plattgemacht. Nicht so schlimm. Bald können die Kleinen ja eh selber
gehen.
Auf dem Weg
nach Friedrichshafen macht der Neuwagen dann erst mal auf der Fähre einen
lustigen Hüpfer Richtung Vordermann, als der Papa mal kurz das Radio
ausschalten will und dabei die Zündung betätigt. Kein Problem – wir haben die
Kinder ja auf dem Schoß und halten sie fest!
Wieder
runter vom Schiff hat Kind A dann erst mal kräftig die Schnauze (und auch alles
andere) voll und die Mama (und zugegebenermaßen auch der Papa) pflücken kleine
Wienerle-Scheiben (appetitlich angerichtet neben Weintraubenhälften) vom Schoß
des Kindes, vom Kuscheltier, vom Boden des Neuwagens,… Ihr kennt das. (Die
Wienerle bestehen übrigens – OBWOHL sie von Leo Lausemaus sind, was ja erst mal
total süß klingt, aus TOTEM GEFLÜGEL, was die Mama – wie alles andere an toten
Tieren auch, verabscheut. Bemerkung am Rande.)
Gottseidank
macht das Kind keine halben Sachen, denn so hat die Mama wenigstens was zu tun,
während der Papa sich im Autohaus auf die Jagd nach der benötigten Unterschrift
macht. Freundlicherweise kommt er zwischendrin alle 30 Minuten raus um zu
sagen, dass es nicht mehr lange dauert. Wir haben Geduld. Wir warten erst seit knapp
drei Stunden auf unser Mittagessen und ebenso lange gehen wir ja auch „eh gleich“
eine Pizza essen.
Nachdem wir
die Formalitäten geklärt haben, haben wir kurz nach vier – um halb sechs
schließt der Zoll, der die Unterschrift erwartet. Noch massig Zeit also, um in
Meersburg gemütlich einen Kaffee mit See- und Bergblick zu genießen und die
Kinder zu füttern. Genau 20 Minuten
Zeit. Abzüglich der Parkplatzsuche. Also werden die Kinder auf den Schoß gepackt
und der Löffel abwechselnd in den Eiskaffee und in die HIPP Spezialität „Schweizer
Hörnli-Nudeln 3-Käse hoch“ gesteckt. Im Akkord
zwar, aber in aller Ruhe.
Hätte die
Mama auf dem Weg vom Parkplatz zum Seeblick nicht noch das Schnäppchen des
Jahrhunderts getätigt (3 Taschen in 2 Minuten ergattert), würde sie dem Papa
die nun folgende „energische“ Fahrweise noch viel übler nehmen als Zwilling A, der diesmal besagte
Hörnchen-Nudeln plus Erbsen und Reis, sowie Karottenwürfel (alles völlig
unzerkaut und unverdaut) von sich gibt und sogar die vorderen Sitze und Papas
Lederjacke erwischt.
Gut, dass es
am Zoll ja gleich wieder eine Möglichkeit zum Umziehen und Waschen geben wird. Müssen
ja eh bis 17.30 Uhr dort sein… Leider stehen wir so lange mitsamt unserer
duftenden Fracht im Berufsverkehr- und In-Deutschland-
noch-schnell-was-Einkäufer- Stau, dass wir den Zoll um 17.31 Uhr erreichen. Naja,
jetzt haben wir viel Zeit zum Erbsenzählen. Äh – einsammeln…
Um den Tag
doch noch mit „was Schönem“ zu beschließen (wenn wir schon keinen Erfolg
bezüglich der Bürokratie verzeichnen können), fordert die Mama nun, nochmal
zurück nach Deutschland zu fahren und sich eeeeeeeeendlich erfreulichem wie
Spielplatz/Biergarten/Pizzeria zuzuwenden. Papa hat Schuldgefühle und lässt
sich breitschlagen, den Kindern ist eh schon alles wurscht (der Magen von Kind
A endgültig leer – also keine Bedrohung mehr) und es wird Folge geleistet.
Schwerer
Fehler. Denn auf dem Weg zurück „die paar Meter nach Deutschland rein“ stehen
wir ungefähr 45 Minuten und sehen, dass alle Wege retour (also wieder aus
Konstanz – in das wir gerade einfahren – heraus ebenfalls DICHT sind und zwar
kilometerweise). Biergarten gibt’s eh
keinen. Außerdem wird’s langsam kalt und dunkel, wir hatten noch kein
Mittagessen, haben keine Ersatzkleidung mehr, keinen Handy Akku, keine Geduld,
keinen Plan und auch sonst nix mehr.
Dann gibt
uns der vermeintlich leere Magen von Kind A doch noch „den Rest“ und wir
beschließen, dass der Ausflug nun endgültig zu Ende ist. (Auch aus Mangel an
einer dritten Garnitur Ersatz-Kleidung) Auf dem Heimweg meldet sich nun Kind B
angesichts der olfaktorischen Umgebung in zehn-sekündigen Abstand mit einem
kläglichen „Mama-Mama-Mama“, „Mama-Mama-Mama“, „Mama-Mama-Mama“. (Erinnert uns sehr
an „Penny? Knock, knock. Penny? Knock, Knock. Penny?“ Gut, dass es nur noch 65
Kilometer sind. Wie viel sind 65km geteilt durch 10 Sekunden??? AHHHHHH…
Zuhause wird
beim Ausladen vom verzweifelten Kind B dann klar, dass es sich in höchster
(See-) Not befand, und das Wasser (aus drei leergetrunkenen Teeflaschen)
buchstäblich bis zum Hals stehen hatte. Die Allerärmste.
Papa und
Mama vergnügen sich zum Abschluss des gelungenen Tages dann noch bis
Mitternacht damit, Speisereste aus Auto, Kindersitz & Co zu kratzen, vor
der (kaputten) Waschmaschine zu sinnieren (Kommentar des zufällig
vorbeischauenden Nachbarn: „Ist euer Fernseher kaputt?“) und viele weitere
lustige Tagestouren zu planen. Und wenn sie nicht geschieden sind, dann putzen
sie noch heute…
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