Montag, 25. April 2016

Bagger, Bagger, Kuchen

Soviel Zeit ist vergangen, seit ich das letzte Mal über die kleinen Krawallkröten berichtet habe und so vieles hat sich währenddessen getan und verändert.

Unter Anderem fängt nun – eeeeeeeeeeeeeendlich – der Sprachschatz der KK langsam an, sich DOCH noch zu entwickeln.
Wir hatten ja den Champagner schon im letzten Sommer (also vor 10 Monaten etwa) entkorkt, weil wir meinten: „Yaaay – nun geht es los!!!“

Die ersten Wörter purzelten nämlich plötzlich aus den Mäusezähnchen (die sie damals noch waren), wie das Kleingeld aus den Löchern in Papas Jeanstaschen.


Dann passierte lange Zeit gar nichts, die Wörter verschwanden so plötzlich wie sie gekommen waren wieder, der Champagner wurde schal und - was soll ich sagen – groooooosse Pause!

Wir trösteten  uns dann damit, dass unsere Zwillingsmädchen nun einfach keine Notwendigkeit sahen, unsere Erwachsenen-Sprache zu erlernen – verstanden sie sich doch untereinander einwandfrei und konnten teilweise einstündige angeregte Debatten miteinander führen, ohne dass das Mami oder der Papi inhaltlich auch nur irgendetwas davon gerafft hätten.

Teilweise schwang allerdings KW2 (die „jüngere“ der KW) auch so ermüdend lange Monologe, dass KW1 (die gutmütigere und geduldigere der KW) nachdem sie 50-fach verständnisvoll genickt hatte, vielleicht 20 Mal zwischendurch mit einem überzeugenden „Joh!“  oder „Yo“ geantwortet hatte und den gewaltigen schwesterlichen Mitteilungsschwall tapfer über sich ergehen ließ, immer wieder einfach wegnickte. Flucht ins Land der Träume sozusagen.

Dann wurde die einseitig gewordene Unterredung entweder vertagt, sich ein neues Auditorium gesucht oder die erschöpfte Schwester – immerhin die Einzige, die der Sache sprachlich gewachsen war auch den Details folgen konnte, wieder aufgeweckt.

Zudem gingen wir davon aus, dass die Mädchen – werden sie doch, wenn man so will, dreisprachig erzogen – wahrscheinlich auch durch diese Tatsache in ihrer Sprachentwicklung verzögert waren.

Ich hatte ja immer wieder gelesen, dass die Kinder – lernen sie mehrere Muttersprachen parallel – lange Zeit einfach nur alles in sich aufnehmen und sich quasi selbst erst „hirn-intern“ sortieren müssen, bevor sie dann später als üblich loslegen – dafür umso mehr und umso besser – alle in Grund und Boden zu quatschen.

So war zum Beispiel Mamas „Pferd“ in der Krippe ein „Rössli“, bei der Schwester ein „Hoppa-Hoppa“ und beim Papa ein „Cavallo“.  Noch Fragen? Ja, eben… Da muss man erstmal durchblicken. Dass das ein bisschen dauert, ist wohl mehr als verständlich.

Apropos „Hoppa-Hoppa“ – wisst ihr eigentlich, wie der Reiter macht, wenn er in den Sumpf fällt? „Fällt er in den Graben, fressen ihn die Raben – fällt er in den Sumpf – macht der Reiter: AUA!!!“. So ist das nämlich. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.

Die ERSTEN Worte nach der fast einjährigen Sprach- Pause (VOR der wir immerhin schon „Sch**sse“, „Hase“, „heiss“  sagen konnten, was das für Rückschlüsse auf die Erziehung zulässt, möchte ich nicht weiter ausführen) waren also: „Ässe!, „Wasser!“, „Pizza!“, „Herz!“, „Gaggi!“, „Mond!“ und „Abäää!“. (das Ausrufungszeichen ist hierbei untrennbar mit dem Wort verbunden)

„Abäää!“ ist Schweizerdeutsch und meint bei uns zumindest übrigens „rauf!“, „oben“ oder „runter“, „unten“ – ist also ein sehr praktisches, weil vielseitig einsetzbares Adjektiv bzw. auch eine Handlungsanweisung für das Mami.

„Su“ (italienisch für „rauf“ oder „hoch“) und „gumpe“ (CH-deutsch: springen)  in Kombination, also „Su gumpe!“ bedeutet aber interessanterweise „herunterspringen“, z. B. von einer Treppenstufe.

Und so weiter und so fort. Auch für mich nicht immer auf Anhieb ganz einleuchtend. Aber auf jeden Fall zumindest sehr erheiternd und lehrreich für alle Beteiligten, mich eingeschlossen. Ich gebe offen zu, ich stehe oft auf dem Schlauch.

„Io“ (Ital.) und „Mio“ (Ital.)  sind : „Ich“ und „Mir“ und lassen sich prima mit „mis“ (meines, CH) kombinieren. „Me aucccchhhhhhhhh!“ klingt dazu noch richtig Schweizerdeutsch in der Intonation und soll heißen: „Ich auch!!!“

„Bub“ allerdings ist nicht etwa ein Junge (D) oder Knabe/Büebli (CH), nein – es bedeutet schlichtweg „Kaputt“. Und „Eine!!!“ heißt: „Finger weg, das mach ich alleine.“ „Anze!“ steht bedarfsweise entweder für  „An-„ oder „Ausziehen“. „Anze!“ mit empörtem Blick auf die (ausgeschaltete) Musikanlage hingegen, meint aber WEDER „anziehen„ NOCH „ausziehen“ – bis bei MIR endlich der Groschen gefallen ist – ojee – NEIN, es bedeutet : „Musik an, ich will TANZEN!“

Und sie siiiiingen so herzerweichend wunderschön!!! „Hoppa Hoppa Heita“ oder „Bagger, Bagger, Kuche“ und viele andere Lieder – meist im Duett, dass es eine wahre Freude ist. Megaherzig einfach nur.

Einen letzten guten Ratschlag meinerseits möchte ich euch nach einer so langen Pause (eben auch auf meinem Blog waren mal wieder grosse Ferien) doch noch mitgeben: Auch wenn eure Kinder noch nicht sprechen, sie verstehen mehr als ihr denkt. Und sie haben ihre eigene Logik.

Wenn man zum Beispiel versucht, die eine Krawallkröte von den Damen-Hygiene-Artikeln wegzulocken mit den Worten „Das ist nur für Mama, das braucht sie, wenn sie Aua hat“ , dann darf man sich nicht wundern, wenn man des anderen Tags die zweite Krawallkröte von oben bis unten mit den „großen Pflastern nur für Mama“ beklebt vorfindet.

Sie hatte schließlich und endlich auch ziemlich viel „AUA!“.