Donnerstag, 16. Juli 2015

Applaus, Applaus


Wenn Mäusezähnchen 1 etwas, in ihren Augen, besonders Braves oder Bemerkenswertes vollbracht hat, schaut sie nach Vollbringen der Tat erst einmal Beifall heischend in die Runde, setzt dann ihr stolzestes Siegergrinsen auf und beginnt, sich selbst herzhaft zu applaudieren.

Wann haben WIR eigentlich aufgehört, stolz auf uns zu sein? Wer hat eigentlich in unseren Köpfen verankert, dass Eigenlob stänke und sogar Freundschaften koste? War es unsere langjährige Erfahrung?

Im Fall der Mäusezähnchen wirkt der Eigen-Applaus jedenfalls hochmotivierend. Besser als jeder selbsternannte Motivationsguru, der pro Stunde Beifall 300 Stutz kassiert. Es kann so einfach sein…

Es KANN so einfach sein. Muss es aber nicht. Ich zum Beispiel hab es im Moment nicht einfach. (Wobei man das „im Moment“ auch ersatzlos aus dem Satz streichen könnte.)

Es gibt NICHTS an Dummheiten, was dem doppelten Mäusezähnchen in den letzten Tagen nicht eingefallen wäre! Ich pfeife echt aus dem letzten Loch!
Ich schlafe sogar schon ein, (sogenannter Sekundenschlaf) während ein Kind auf mir herumsteigt (thai-massage-artig, wenig sanft) und das andere mich im Gesicht mit Bausteinen bearbeitet (nicht minder zimperlich).

Die letzten Tabu-Zonen (über 1,20 Greifhöhe) wurden gebrochen. Es wird sich munter vom Tisch bedient. Sei es mit Blumenvasen nebst Inhalt, Kaffeetassen (Gottseidank eh fast immer kalten Inhalts), Stiften und (meinen! wichtigen!!!) Unterlagen als Malpapier. Das gute am Zwilling-Sein: Es ist immer jemand zum Räuberleiter-Halten zur Stelle. Und bei jeder Aktion steckt jemand mit dir unter einer Decke!

Haben wir frische Pampers an, setzen wir uns eiliger ins Planschbecken als Mama bis Drei zählen kann. Sind wir nackig, sind wir schneller als die Feuerwehr zurück in der Wohnung und planschen enthusiastisch in Pfützen (Marke Eigenproduktion) oder erleichtern uns in die Bücherkiste („Einfach immer der Nase nach, Mama!“).
Verlust der letzten 14 Tage: Vier Bücher + weitere drei, die Planschbecken oder Badewanne zum Opfer gefallen sind.

Mäusezähnchen 2 hat es auch nicht leicht. Sie wird neuerdings mehrmals täglich und am besten rücklings von den überschwänglichen Umarmungen ihrer „großen“ Schwester (15 mm größer und 60 Sekunden älter immerhin) zu Boden gerungen und förmlich niedergeknutscht in überschäumender Geschwisterliebe. Das Resultat? Mindestens ein verzweifelt kreischendes und ein enttäuscht heulendes Kind…

Manchmal denke ich im Ernst, es haut mir bald den Vogel raus! Ich kann nicht mehr! Die beiden besten Mädchen der Welt sind so viel geschickter und flinker im Chaos- und Katastrophenschaffen, als ich es in der Schadensbegrenzung je sein werde!

Manchmal resigniere ich. Aber nur für 10 Minuten. Dann holt mich der Selbsterhaltungstrieb wieder ein, der Überlebensinstinkt flammt auf und ich kämpfe erneut… Gegen 17-monatige Zwillings-Windmühlen.
In dem Sinne: „Applaus, Applaus, Mami!“




 

Freitag, 10. Juli 2015

You say „Gubai“...


...and I say "Hello???"

Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber im Sandkasten fabriziert man heutzutage keine schnöden Kuchen mehr, im Sandkasten wird aktuell Haferbrei gekocht. War mir ebenfalls neu bis eben. Aber nun!

Ich befinde mich nämlich gerade auf einem Spielplatz. Der Luxus des Tages: Nur EINES der beiden Mäusezähnchen wärmt mir mein Knie und massiert mir aufgeweichte Reiswaffeln ins schwarze Sommerkleid.

Nummer 2 ist mit unserer neuen Babysitterin (einem härzigen 14-jährigen Mädchen, das nach Schulschluss ab und an "das Doppelte Mäusezähnchen" für zwei Stunden zum Spielen besucht) auf Spatzenjagd.

Die Spatzen ihrerseits sind wiederum auf der Jagd nach unseren Reiswaffeln. Hier schließt sich der Kreis und ich fühle mich langsam aber sicher, wie ein Komparse in Hitchcocks „Die Vögel“.

Ihr Hunger macht die gefiederten Freunde furchtlos und sie reissen uns das Zvieri regelrecht aus der Hand. Dass es hier was zu Futtern gibt, hat in der Zürcher Federcommunity scheinbar schnell die Runde gemacht und allmählich wird es gruselig auf dem fliederumrankten „Snack-Plateau“ in der Mitte des Spielplatzes.

Achso. Der Haferbrei. Ich war beim Haferbrei stehengeblieben. Der Haferbrei, den das Kind dieser extrem unsympathisch tönenden Mutter („Jean-Pascal, ich sage es nur noch einmal: Wenn du nochmal mit Sand wirfst, gehen wir SOOOO-FORT!!! nach Hause!“) seit geschätzt zwei Stunden aus Sand (in dem die Spatzen baden) zusammenpanscht, ist GARANTIERT:

Zuckerarm, glutenfrei, lactosefrei, fettarm und ganz sicher auch aus ökologisch erwirtschaftetem Vollkornhafer, von regionaler Herkunft - fair gehandelt. Mit Gütesiegel. Und blütenweißem, reinem Gewissen. Ein weiterer Luxus... Jean-Pascal weiß was er tut. Es bleibt ihm ja auch nichts anderes übrig... Dem Ärmsten.

Apropos Luxus: Mittlerweile sitze ich völlig kinderlos und zwillingsfrei unter den schattigen Fliederranken und kritzle vor mich hin. Die besten Mädchen der Welt graben währenddessen nach Gold. Oder Dinosaurierknochen. Oder Grundwasser. Oder dem Mittelpunkt der Erde. Nach irgendetwas jedenfalls, was sich tief in der Erde unter der Rutschbahn befinden muss.

Vielleicht finden sie ja was und wir werden reich und ich kann die Babysitterin adoptieren und sie muss nie mehr nach Hause oder in die Schule gehen und kann mindestens bis die Kleinen volljährig sind ganztags mit ihnen Sand spielen? Oder wenigstens buddeln sie was aus, was wir dem Nationalmuseum geben können?

Ich erwache aus meinem Tagtraum und mache mir klar, dass die Süßen im besten Fall vergessene, kaputtgespielte Sändeli-Sachen und schlechtesten Fall – Pfui Teufel – Kippen zu Tage fördern werden. Ich selbst habe heute schon zwei entsorgt und dabei noch nicht mal selbst geraucht!

Eigentlich, ja eigentlich, wollte ich euch jedoch etwas ganz anderes erzählen heute. (Sollten wir nämlich jetzt und hier doch noch etwas Bedeutendes aus dem Sand ausgraben, werdet ihr sowieso durch die Medien davon erfahren.)

Was ich mir noch von der Seele schreiben wollte, ist etwas, was seit einigen Tagen mein, mit grenzenloser Liebe zu meinen beiden Mädchen erfülltes Mutterherz, aufs Unerträglichste bedrückt und das Mutterglück aufs Grauenvollste betrübt: Die „Ersten drei Worte“ wurden gesprochen!

DIE „Ersten drei Worte“ sind vor einigen Tagen aus dem Mund von MZ2 (eine Minute jünger, 15 mm kleiner und ein paar hundert Gramm leichter als MZ 1) gepurzelt. Und purzeln seit diesem Tage auch in regelmäßigen Abständen, völlig belanglos anmutend und wie nebenbei - immer wieder und zu Mutters größtem Entsetzen - aus dem Mund der kleinen Sprachforscherin. Die drei ersten Wörter lauten ausgerechnet: „Trambahn“, „Flugzeug“ und „Goodbye“ (= „Gubai“)!!!

*Kreeeiiiiiiiiiischhhhhh* Ich bin noch nicht bereit zur Abnabelung! (Die erste – doppelte - Abnabelung liegt gerade mal 17 Monate zurück!) Ich kann nicht schon wieder loslassen! Es ist mir definitiv noch zu früh für einen Abschied! Ich habe Angst!

PS: Das letzte (dem Mami mit Abstand am meisten schmerzende) Wort der drei, nämlich: „Gubai“ „antwortet“ MZ2 auch immer in ihr bescheuertes, rotes, chinesisches Telefon-Spielzeug, das bedauerlicherweise nur auf Englisch mit ihr kommuniziert. Danke, Papa!






Dienstag, 7. Juli 2015

Gast oder Gar nicht

Juhuuuuuuu - mein erster Gastbeitrag wurde soeben veröffentlicht.
Bin ja schon ein kleines bisschen stolz drauf *rotwerd*.


http://www.beste-freundin-gesucht.de/magazin/gast-oder-gar-nicht/

Here
we are now. Da haben wir nun den Salat. Tolle Wurst und ganz großes Kino. Als nette Geste wurde mir angeboten, einen Gastbeitrag für eine hochfrequentierte Website zu verfassen und damit, nicht zuletzt auf meinen eigenen bescheidenen Blog aufmerksam zu machen.

Win-Win-Situation. Ende Gelände. Schach matt.

Hach, ja – mein eigener Blog. Ein zartes, junges Pflänzchen von erst wenigen Wochen Lebensdauer und so vielen bzw. eher wenigen Posts, dass man sie noch an den Fingerchen „der Zwillinge“, meiner Zwillinge (um die es sich im Blog auch dreht und wendet) abzählen kann.

Die besten beiden Mädchen der Welt ihrerseits wiederum haben ebenfalls noch sehr zarte, junge und daher recht kleine Fingerchen von gerade Mal 15 Monaten und genau zwanzig an der Zahl. Insgesamt. Ja, ich merke es selbst. Ich verliere mich in Nichtigkeiten und schweife ab. Natürlich haben sie zwanzig Finger. Wäre ja schlimm, wenn nicht.

Eigentlich wollte ich mir Gedanken zu dem Gastbeitrag machen, der einerseits für mich und meinen Blog eine grandiose Chance bieten könnte, andererseits natürlich ein sehr liebenswürdiges Angebot der „Gastgeberin“ darstellt. Mann, was bin ich nervös! Wie immer, wenn jemand anderer als ich selbst Erwartungen an mich stellt, leide ich unter massiven Ladehemmungen. Kognitive Verstopfung sozusagen. Keine weiteren Details, danke.

Dabei wäre die Gelegenheit gerade günstig. Ich habe mich auf der sonnenbeschienenen Terrasse im vogelbezwitscherten Garten niedergelassen und zwitschere gerade ein Bierchen, das ich dem Papa (Ups, peinlicher Verschreiber: Natürlich meine ich meinen Mann, den Vater der besten beiden Mädchen der Welt) aus dem Kühlschrank geklaut habe.

Beim Alkohol haben wir nämlich normalerweise eine strenge Gütertrennung vereinbart. Ihm das Bier, mir den Rest. Klingt unfair, ist es aber nicht. Denn er nennt immerhin ein kleineres Getränkegroßlager, welches mindestens die Hälfte der bayrischen Biere und schweizerischen Brauereierzeugnisse miteinander vereint, sein Eigen. Wie auch immer.


Jedenfalls habe ich ihn vor einer guten Stunde auf einen laaaaaaaaangen Spaziergang mit den weltbesten (und heute extrem schlechtgelaunten) Mädchen der Welt geschickt (er nennt es dramaturgisch: „abkommandiert“), mit der ebenso wahren wie banalen Begründung, ich sei einfach fix und alle und könne bald nicht mehr. (Letzteres ist mit Sicherheit unpräzise ausgedrückt, denn irgendetwas kann man ja immer noch. In jeder Lage. Und sei es schlafen, weinen oder eben biertrinkend auf der Terrasse sinnieren und dabei Sinnloses niederschreiben.)

Doch, es ist mir in der Tat auch aufgefallen. Wir sind wieder vom Thema abgekommen. Also im Grunde: ICH. Ich erinnere mich: Der Gastbeitrag. Harter Tobak. Krasser Stoff. Fette Sch****
Ich stehe der ganzen Angelegenheit so unvorstellbar jungfräulich gegenüber, dem nicht-zielgerichteten Schreiben für eine Zielgruppe, deren Konturen ich auch nur leise erahnen kann.
Unschuldig. Unbewandert. Unbedarft. Pfffft….

Wie ist das überhaupt – muss man sich denn, wenn man sich texterisch (wenn auch nur im Rahmen eines Gastbeitrages) auf einer fremden Plattform bewegt, komplett anders benehmen als „Zuhause“? Um den Gastgeber nicht zu blamieren und zu verärgern, die anderen Gäste nicht einzuschüchtern oder im schlimmsten Fall zu verscheuchen?

Erfordert diese Form von „Auftrag“ womöglich das vorhergehende Absolvieren eines Knigge-Kursus speziell für Schreiberlinge?

Also in MEINEM höchstpersönlichen, eigenen Blog (den ich ja noch nicht mal freiwillig und eigeninitiativ gestartet habe, sondern auf hartnäckiges Wünschen- naja, nennen wir es „Drängen“ – zahlreicher Mütter hin), kann ich mich total gehenlassen. „Die Sau rauslassen“ wie man so schön sagt.

Ich kann dort in ausgeleierten Jogginghosen (eine interessante Bezeichnung übrigens für ein Kleidungsstück, in dem ich nahezu ALLES außer Sport oder gar Jogging praktiziere) antanzen.
Nein, natürlich nicht „-tanzen“. Eher abhängen. Rumlungern. Durch die Gegend eiern. Whatever.
Wenn mir der Sinn danach steht (oder ich zu viel Bier gemopst habe), kann ich sogar ganz laut und ekelhaft rülpsen – und das vor allen Leuten!

Auf meiner eigenen Site kann ich (im übertragenen Sinne freilich) meine Schuhe anlassen oder ausziehen (ohne Rücksicht auf die Anwesenden) und die Füße schlechterzogen mitten auf dem Tisch platzieren. (Gerade im Moment: Auf dem Gartentisch!) In meinen eigenen schriftstellerischen Gefilden (es handelt sich allerdings mehr um Trash, denn um Prosa) sagt mir keiner, was ich zu tun oder zu lassen habe und wenn jemand pikiert guckt, klicke ich ihn eben weg.

In meinem Blog kann ich völlig ungeschminkt daherkommen (oder total kostümiert – wer merkt das schon?) und sogar meine Kontaktlinsen daheim lassen. Denn ich bin daheim. Ich kann lästern und schimpfen und jammern und winseln und motzen und mich unbeliebt machen und am Ende auch noch das letzte Stück Kuchen nehmen, ganz ohne mich für meine Gefräßigkeit zu schämen. Ihr versteht – ich spreche immer noch in Bildern… Wem es nicht gefällt, der hört eben auf zu lesen oder fängt besser erst gar nicht damit an. Ich werde es nie erfahren…

Beim Gastbeitrag ist das aber vielleicht alles ganz anders. Da muss ich vielleicht vorher unter die Dusche hüpfen, ein Kleidchen ohne Essensreste darauf anziehen und „gute Laune“ mitbringen?
Von diesen drei Bedingungen ist die erste noch die leichteste Übung für mich. (Und nur um das klarzustellen: Die Essensreste stammen zu 87,3% nicht von mir und meinen Tischmanieren, sondern von – ja, ihr wisst schon…)

Die besten beiden Mädchen der Welt sind übrigens zwischenzeitlich heimgekehrt. Durchgefroren – hatte der Papa (Oh nein, ich vergaß schon wieder: „Der Göttergatte“ also) denn keine Strick Jäckchen dabei? Klatschnass – hatte der Papa (Arghhh – „Der Herr Gemahl“) denn etwa nicht an die Wickeltasche gedacht? Ausgehungert – warum um Himmels Willen hat der Papa (…) denn kein „Zvieri“ eingepackt? Und mindestens so übellaunig wie bei ihrer Abfahrt!

Kommentar Papa/Ehemann: „DU hast uns ja so unvorbereitet aus dem Haus diktiert (!), wir sind förmlich geflohen!“ (Ich halte mich für wenig furchteinflößend und den vorherigen Kommentar für eine Ausrede.) Und ewig tobt der Elternkampf…

Früher (wir sind schon 10 Jahre lang ein Paar) konnte man sich ja wenigstens zeitweise aus dem Weg gehen. Heute bereut man es schon fünf Minuten, nachdem man den Partner zur Tür rausgejagt hat, weil man dann quasi Alleinerziehend mit zwei erziehungsresistenten Kleinkindern ist. Heavy! Nun kann ich nicht mehr wie damals, die Situation mindestens fünf Stunden, in besonders schweren Fällen bis zu fünf Tagen aussitzen, bevor ich das Handy zücke und um sofortige Rückkehr flehe.


Jaaaahaaaa, ich weiiiiheiiiß. Ich befinde mich erneut inmitten eines ungeschickten Ablenkungsmanövers. Ich rede, pardon – schreibe nun mal nicht gerne über Dinge, mit denen ich mich nicht auskenne. Gastbeiträge beispielsweise. Gastbeitrag, Baby – Gastbeitrag!

Was bringt man in dem (meinem) Fall am besten als Gastgeschenk mit? Ein paar hübsch verpackte Sätze? Einen Strauß bunter Worte in Zellophan? Einen selbstgemischten Buchstabensalat fürs Buffet? Ach Gott, ich bin so planlos. Planlos und langsam auch verzweifelt. Ich meine – im Ernst: Das mit der Eigenwerbung ist doch sowieso schon gründlich in die Hose gegangen. Und vielleicht – ja vielleicht, knallt mir die Gastgeberin letzten Endes ja doch noch die Tür (zu ihrem virtuellen Portal) vor der Nase zu.

Ich könnte es ihr nicht verübeln. Ich habe heute einfach nicht viel zu sagen. Zu meiner Verteidigung: Ich hatte darum gebeten, ein Thema zugeteilt zu bekommen. Etwas Konkretes, an dem ich mich behutsam entlang formulieren und notfalls dran aufhängen kann. Sie erwiderte: „Schreib über dein Leben (unspektakulär!), deinen Alltag (völlig unspektakulär“), deine Beziehung (ihr ahnt es…), deine Kinder (ja!!! Spektakulär“ darum habe ich ihnen ja einen eigenen Blog zugedacht), irgendwas eben!“

Nun ja, ich möchte nicht überheblich wirken, aber „Irgendwas“ ist das hier ja schon geworden. Ein Rundumschlag. Nichts Halbes und erst recht nichts Ganzes. Mit vielen Worten nichts gesagt.


Ein Gastbeitrag eben. Gastbeitrag! Beim nächsten Mal wird’s besser. Ich schwöre!




Freitag, 3. Juli 2015

Rot-Weißes Sommerloch

Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, aber tatsächlich stellt sich dieses Jahr unerwarteter Weise eine Art Sommerloch bei uns ein. Ich kannte das bisher nur aus den Zusammenhängen mit Medien oder Politik. Wenn einige Wochen nichts Interessantes mehr im TV zu sehen war, nur Wiederholungen. (Wobei, wann WAR eigentlich das letzte Mal etwas Interessantes im TV zu sehen?) Oder wenn die Zeitungen nur noch halb so dick waren wie sonst und trotzdem voll mit irrelevantem Füllstoff.

Man möchte meinen, als Vollzeit-Mami von 16-monatigen Zwillingsmädels wäre arbeitstechnisch sowieso immer Hauptsaison: Das bisschen Haushalt macht sich eben nicht von allein, die Ansprüche der besten Mädchen der Welt werden mit dem fortschreitenden Entwicklungstand nicht gerade geringer – es sollte diese Art von Job also eigentlich keinen saisonalen Schwankungen unterworfen sein. Möchte man meinen, wie gesagt.
Aber irgendwie ist momentan doch alles ganz anders. Seit Mitte Juni ist gefühlt ganz Zürich im Sommermodus. Das Leben besteht nun aus Apéro und Badi, Grillieren, Festivals und Ferien. Vielleicht in die Toblerone-Berge zur Abkühlung… Möglicherweise auch nach Ägypten zum Schnorcheln. Destination ist eher Nebensache.

Jedenfalls herrscht in den überhitzten Räumen der Chrabbelgruppe im Moment ebenso gähnende, lähmende Hochsommer-Leere, wie in unserem wohnungs- und hausflurinternen Mami- und Kinder-Treff. Einfach niemand da! Alle ausgeflogen - im wahrsten Sinne des Wortes. Das ganze Planschbecken gehört den Mäusezähnchen allein, das ganze Kaffeegebäck dem Mami allein. (Das ist übrigens kein grammatikalischer Fehler, liebe nicht-schweizerischen Freunde - man sagt tatsächlich: "Das Mami")

Es ist still geworden. Mit der drückenden Hitze kam auch die Stille. Und die Entschleunigung. Gottseidank. Ansonsten hätte sich der Kreislauf auch über kurz oder lang in die Ferien verabschiedet. (Meine Rechtschreibprüfung hat was gegen die "Entschleunigung". Hat wohl noch nie davon gehört? Oder handelt es sich dabei etwa um ein "Unwort" der letzten Jahre?)

Die besten Mädchen der Welt setzen sich schon nach dem Aufstehen in den erfrischenden Sprühnebel vom Gartenschlauch. Rücken zum Wasser. Ausziehen muss man sie nicht, denn sie haben gar nichts an. Wenn - allen Umständen zum Trotz - doch einmal Besuch erscheint, dann tragen sie Pampers.
(Außer vielleicht es handelt sich um so überraschenden Besuch, wie unseren Hausmeister heute Vormittag, der plötzlich im nassgeschwitzten Unterhemd (wer kann es ihm verübeln?) - die Zigi im Mundwinkel, die Elektro-Sense in der Hand  -vorm Pool (und den nackigen, ebenso überraschten Hasenpupsen) stand und "Wotsch trimme?" grummelte.)


Tagsüber laufen sie eventuell ein paar Schritte die beiden. Auch um ihre neu gewonnene Fähigkeit nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Vom Herumlümmeln auf den sonnigen Liegestühlen die zwei Meter weit bis ins kühlende Nass ihres Mini-Pools vielleicht. Oder vom kalten Buffet am Sofa-Tisch ins kühle, dunkle Schlafzimmer, ein bisschen Siesta halten – einmal quer durch die Wohnung immerhin – auf den ebenfalls angenehm kühlen Steinfliesen.

Der Rhythmus hat sich verändert. Man ist müder und schwerfälliger. Der Mittagsschlaf hat sich verlängert, die Spaziergänge gibt es kaum noch – die Hitze fordert ihren Tribut. Nebenbei sind die kleinen Sonnenanbeter noch mit der Produktion von Backenzähnen und der Massenvernichtung von Erdbeer-Glaces beschäftigt. Aber nur am Rande. Alles andere wäre viiiiiiiel zu anstrengend.


Und das Mami? Das Mami tupft sich die schwitzige Stirn, stellt ihre geschwollenen Füße ins wohltemperierte Poolwasser, serviert kühle Getränke, stockt das kalte Buffet von Zeit zu Zeit auf, unterbricht nervige Ameisenstraßen mit dem Wasserstrahl, jagt Mücken (auch die sind träge und darum leicht zu erwischen) und fischt zweifelhafte U-Boote aus dem Planschbecken.Das absolute Highlight der letzten Wochen war ein Höhepunkt des autoaggressiven Verhaltens meinerseits. Bei 36 Grad Außentemperatur habe ich mich von morgens bis nachts an den Herd/Backofen gestellt und im Akkord Guetzli (Schriftdeutsch: Plätzchen/Kekse) gebacken! Frohe Weihnachten allerseits! In weniger als 6 Monaten ist es wieder soweit.

Dachte mir wohl: „Wenn ich schon schwitzen muss, dann wenigstens richtig!“ Und das nicht nur wegen der Bullenhitze, sondern weil ich die beiden besten Mädchen der Welt parallel dazu nonstop zwischen Backstube (Vorsicht, heiß!) und Planschbecken (Kinder niemals unbeaufsichtigt lassen!) beaufsichtigen und unterhalten musste.


Außerdem hat sie die dritte Runde im Babysitter-Casting eingeläutet und führt Job-Interviews, beaufsichtigt „Probe-Spiel-Nachmittage“ und lädt geeignete Kandidaten/innen dann zum Recall ein. Ein mühseliges Unterfangen und ein undankbarer Zeitvertreib.

Und sie hat begonnen, Schnuller- und Kinderwagenketten zu basteln. In den Abendstunden dann. Für den bevorstehenden Babyboom im Freundeskreis. (Mein Gott, möchte ICH jetzt (!!!) NICHT schwanger sein oder gar gebären müssen!!!)

Sogar mein Blog macht grad Ferien. Ich weiß nicht, ob es einem von euch aufgefallen ist oder ob ihr selbst grad im Stand-By-Modus unter Palmen (oder Ventilatoren) dahinvegetiert und von nichts etwas mitbekommt. Zumal es ja auch nichts mitzubekommen gibt.