Dienstag, 23. Juni 2015

Who´s Who? Oder: Die Identifikations-Krise

Neulich kam der bayrische Nonno der beiden Mäusezähnchen zu Besuch zu uns ins rot-weiße Toblerone- und Raclette-Land. Warum der Opa „Nonno“ heißt, obwohl er aus dem blau-weißen München ist, ist eine komplizierte Geschichte, hat mit den Herkunfts- und Verwandtschaftsverhältnissen der Familie meines Mannes zu tun und dient UNS Erwachsenen als Unterscheidungsmerkmal. Kann ja nicht jeder „Opa“ heißen.

Die beiden besten Mädchen der Welt sind 16 Monate jung und nachdem sie seinerzeit aus nur EINER besonders frechen Eizelle (die zu Scherzen wie zum Beispiel einer unvorhergesehener Teilung aufgelegt war) entstanden sind, sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich.

Jedenfalls fragte der Nonno nach überschwänglicher Begrüßung die beiden Schnullerbacken, die sich als Empfangskomitee auf ihren Bobby Cars aufgebaut hatten: „Wer ist denn Mäusezähnchen 1?“ (Natürlich fragte er nach dem wirklichen Namen von MZ 1). Beide Mädchen, breitgrinsend und wie aus der Pistole geschossen: „Daaaaaaaa!“. Leider war der Zeigefinger jeweils auf die Schwester gerichtet.


Der Nonno, leicht irritiert hatte zum Glück noch Trick 17 in der Hinterhand und erkundigte sich darum: „Wo ist denn Mäusezähnchen 2?“ (Ebenfalls benutzte er selbstverständlich den richtigen, den Mädchen bekannten Rufnamen). Kein Überlegen, kein Zögern seitens der kleinen Scherzkekse – wiederum lautete die Antwort: „Daaaaaaaaa!“ und die Mädchen zeigten voller Überzeugungskraft aufeinander.


Hätten wir das also geklärt gehabt... (Und ich wünsche den zukünftigen Lehrern unserer Mädchen jetzt schon viel Spaß und alles Gute mit den beiden im Unterricht!)


Ein weiteres Identifikations-Dilemma trat neulich bei einem unserer beliebten Ausflüge (ich schrieb bereits zu diesem Thema) auf. Und zwar begegneten die beiden besten Mädchen der Welt zum ersten Mal einer Katze ("äs Büsi", CH-dütsch – wir üben schon für die Kita) im „Real-Life“. Also nicht in der Kuscheltierli-Kischte, auch nicht im Bilderbuch und auch nicht aus sicherer Entfernung - angeschnallt im Kiwa, sondern Vis à Vis auf dem grünen Rasen.
Zunächst waren sowohl der Stubentiger als auch die beiden Mäusezähnchen höchst angetan voneinander und außerordentlich interessiert aneinander. Vorsichtig wurde sich gegenseitig beschnuppert und zaghaft berührt und der Mama (mir) ging das Herz auf ob dieser berührenden Szene. (Mama liebt, im Gegensatz zum Papa die Tiere und freut sich, wenn die MZ auch frühestmöglich Kontakt aufnehmen zur vierpfötigen Spezies).

Dann kam es zur folgenschweren Verwechslung: Mäusezähnchen 1, die von jeher die Forschere der beiden Lieblingskinder ist (sie war es auch, die die Fruchtblase seinerzeit zerstört hatte und Füße-Voraus den Ausgang suchte), erinnerte sich wohl an ihren chinesischen Roboter-Husky zu Hause. (Der Papa wiederum und im Gegensatz zur Mama, liebt chinesisches Roboter-Spielzeug, auch darüber berichtete ich bereits ausführlich…).

Langer Rede, kurzer Sinn: Der batteriebetriebenen Höllenmaschine daheim (hat auch ein Fell, vier Beine und 2 Augen) muss man kräftig auf den Popo hauen, damit sie anfängt, zu bellen und „Männchen“ zu machen bzw. mit dem Schwanz wedelt oder ein paar Schritte läuft.
Ja, die Mäusezähnchen wollten mir nicht glauben, dass auch das "Büsi" Gefühle hat. Wahrscheinlich wollte MZ 1 die Mietzekatze, wie gesagt, einfach zur Aktion animieren, indem sie ihr ordentlich den Hintern tätschelte  – auf alle Fälle ging es ziemlich ins Auge und das verärgerte Tier wischte dem überraschten Kind daher spontan Eine, bevor es sich beleidigt zwei Meter weiter wieder niederließ.
Da war der Ofen erstmal aus, zumindest für MZ 1, die gar nicht wusste, wie ihr geschehen war. Man könnte jetzt sagen, ich sei keine gute Mutter, hätte ich doch die kleine Maus vor dem bösen Tiger besser beschützen müssen.
Aber ich finde, gewisse Erfahrungen muss man selbst machen. Es ist ja nicht so, als hätte ich sie nicht mehrfach gewarnt und ihr gezeigt, wie man Katzen am besten und artgerecht krault. Und überhaupt ist doch der Papa Schuld, kauft er immer so unrealistisches, elektronisches Schrott-Spielzeug! Oder? Eben!!!
Was mir auch, nur nebenbei bemerkt, kürzlich erst aufgefallen ist: Mäusezähnchen 2 (also die 15 mm Kleinere und etwas Sanftere der beiden Lieblingsmädchen) intoniert gerne ihr Spiel. Und zwar macht momentan alles, was Räder dran hat - selbst, wenn es sich um ein Pferd („Rössli“ CH-dütsch) handelt: „Brrrrrmmmmmm“ und alles, was weich und plüschig ist: „Mama-Mama-Mama-Papa, Mama-Mama-Papa-Papa“, während es auf und ab hüpft.

Ob das ein Kompliment ist? Ich weiß es wirklich nicht...

Montag, 15. Juni 2015

Grillen mit Schweizer Ak´zent

Vorab nur kurz: Es soll im heutigen Beitrag NICHT um fleuchendes Krabbelgetier mit heimischem Dialekt gehen. Nicht vordergründig zumindest – immerhin kommen auch die kreuchenden Insekten nicht zu kurz (aber sie kommen auch nicht gut weg, Mundart hin oder her). Es geht um das Grillieren nach Zürcher Art.

Dem „gemeinen Zürcher“ seine Religion ist das Grillieren, sein Tempel ist der Grill (vom kleinen Einmal-Taschengrill bis hin zum balkonfüllenden Profigerät – alles ist erlaubt), dem Gott des Brutzel-Kultes wird alles geopfert und dargeboten, was die (hoffentlich zumindest) regionalen Schlachthöfe und der private Kühlschrank so hergeben. Saison ist immer. (Mindestens aber von März bis Oktober) Einen Anlass gibt es ebenfalls jederzeit.

Warum man „grillieren“ sagt? Ist eben so. Es heißt auch „parkieren“. Nicht etwa „parken“. Wir haben das begriffen und akzeptieren das. Wir haben es verinnerlicht. Wir hinterfragen es nicht mehr oder WENN - DANN nur im Kontext dieses Textes mit „multi-nationaler“ Zielgruppe.

Im Zuge dieses Akts der Auto-Integration (so nenne ich es mal, dass wir verstärkt versuchen, nicht mehr ganz so negativ als verhasste „Deutsche“ aufzufallen) haben wir es also am Samstag gewagt, und im familiären Kreise (Papa, Mama, das doppelte Mäusezähnchen) das Tempel-Ritual im Garten eröffnet.

Als ich unsere Wohnung vor eineinhalb Jahren (wenige Wochen vor der Geburt der beiden Mäusezähnchen) das erste Mal sah – man muss wissen, mein Mann war schon ein halbes Jahr zuvor ins grillierende Ausland vorgezogen, um seiner Frau, die zu dem Zeitpunkt schon 6 Arme, 6 Beine, 3 Köpfe und 3 Herzen ihr Eigen nannte, ein heimeliges Nest zu bauen – erkannte ich allen Ernstes den okkulten Stein-Tempel in unserem Garten NICHT als Grill. Ich fragte mich, leicht irritiert, welcher Sekte die Vormieter wohl angehört hatten und was sie in ihrem / unserem Garten unter dem Schein des Vollmondes schon so an diversen "Ritualen" praktiziert hätten.

Vergangenen Samstag war also DAS Datum (im Inka-Kalender nachzuschlagen) und es
 sollte demnach auch bei uns so weit sein. Nach Beschaffung (Schwyzerdütsch: "poschten") des zu opfernden, geweihten und bereits toten Fleisches, wurde erstmal der Opferstein ordentlich eingeräuchert. Und nicht nur der: Der Opferstein, der sakrale Tempel-Garten, die heilige Familie inklusive der Mäusezähnchen - die ordentlich was zu staunen hatten – war es doch ihr erstes Feuer-Zeremoniell, dem sie hautnah beiwohnen durften.

Eingeräuchert wurden übrigens auch die Nachbarn, die wir – neben all den bösen Geistern – sicher ebenfalls mit diesem „Reinigungs-Ritual“ ausgetrieben haben. Jedenfalls schloss sich ein Fenster nach dem anderen und alle Balkontüren über uns gingen zu – bestimmt hat dieser Teil des Integrationsaktes unsererseits schon bestens funktioniert, um uns bei den „Einheimischen“ beliebter zu machen…

Gegen 20.00 Uhr resignierte mein Mann, der Papa der Mäusezähnchen endlich. Er kapitulierte vor der Macht des Feuergottes, der sich einfach nicht rufen ließ – von uns Deutschen doch nicht!!! – und raste in letzter Minute noch zum „Jumbo“, Grillanzünder holen. (Ich hatte dazu schon beim Einkauf drei Stunden zuvor geraten, aber in alter Steinzeitmenschen-Manier war mein Mann der Überzeugung, den Feuergott allein durch seinen zündenden Funken beschwören und betören zu können.

Ich überspringe an dieser Stelle einige Stunden des anstrengenden und mühseligen Feuertanzes um die kalte Grillschnecke herum und darf freudig verkünden, dass die erste Bratwurst um 22.15 Uhr verspeist werden konnte. (Und zwar von meinem Mann. Den Kindern stieg nämlich bereits gegen 20.30 Uhr die ewige Vorfreude so zu Kopf, dass sie schnellstens in Bett gebracht werden mussten und ich persönlich hab´s bekanntlich nicht so mit der Zubereitung und dem Verzehr von "Leichenteilen". Auch nicht bei so einem spirituellen, nächtlichen Opferritual wie dem Unseren.)

Mein „Fleisch des Waldes“ in seiner Aluschale war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal lauwarm, geschweige denn grilliert, so dass ich es kurzerhand – keiner hat´s gesehen – im Backofen übergrillte (was einer Hostienschändung gefährlich nahekommt) und mir dann stilecht in der Nähe der Glut (die nach drei Stunden inbrünstiger Gebete endlich beharrlich vor sich hin glomm) einverleibte.

Zu so später Stunde gesellten sich dann auch Fledermäuse, Kröten, Eidechsen, Spinnen und manch andere ungebetene Gäste zu uns, so dass ich die transzendente Erfahrung des Weiteren dann lieber durch die sichere Glasscheibe der Küchentür mit meinem Mann teilte. Er fand das weniger romantisch – saß er doch mittlerweile ganz alleine an der Feuerstelle (so wie damals in der Steinzeit), aber ich hatte auch drinnen genug zu tun mit den Mücken und Waldkakerlaken (die ihren Verwandten, den Indikatoren für unhygienische Zustände, verblüffend ähnlich sehen), die mir ins Innere gefolgt waren.


Ich hatte es bereits mehrmals erwähnt. Ich lasse weder gerne für mich töten (weder Schweine, noch Rinder, noch Fische, noch Rehe, noch Hühner, noch Menschen), noch morde ich selbst – wenn es nicht unbedingt sein muss. (Ich weiß, es geschieht oft genug aus Bequemlichkeit, Unumgänglichkeit oder Inkonsequenz – Mücken und *Exfreunde sind da ein gutes Beispiel bei mir. Daher möchte ich mich gar nicht als Moral-Apostel aufspielen hier). So versuchte ich, die Waldkakerlake (sie ist völlig harmlos für Menschen, Lebensmittel & Co, aber ich kann sie trotzdem nicht leiden!!!) mit dem Glas-Trick zu beseitigen. Ihr wisst schon: Glas drüber, Postkarte drunter, wieder hinaus tragen.


Was dann passierte, tut mir wirklich unendlich Leid und immer noch in tiefstem Herzen regelrecht weh. Der wunderschöne Abend endete mit einer grausigen Enthauptung (der Waldkakerlake). Ich war zu langsam mit meinem Glas und trennte dem armen Tier tatsächlich zielgenau den Kopf ab. Der Schwyzer Grillier-Gott  war not amused ob meines Zucchetti-Opfers (für die Deutschen/Österreicher unter uns: Zucchini) aus dem Backofen, das kam einem doppelten Betrug nahe und er forderte auf SEINE Art doch noch ein Lebewesen von mir.

Wie ich mit dieser / meiner „Tat“ nun seelisch fertig werden soll und wie ich die Erinnerung an die dahinscheidende „Kaki-Laki“ (ich nenne sie so, denn wenn man Tiere, vor denen man sich gruselt "domestiziert, sollen sie an Schrecken verlieren), deren Innereien zum Hals herausquollen, während der Kopf mit den Fühlern noch am Zappeln war und der abgetrennte Rest sich krümmte, jemals verdrängen soll – bleibt wohl mein Problem. Außerdem komme ich sicher in die Hölle deswegen, sowas ist bekanntlich ganz schlecht fürs Karma.


* war nur Spaß, ihr kennt mich doch! (dafür bin ich viel zu feige)

 

Donnerstag, 11. Juni 2015

Babyschwümme 2.0

Es tröpfelet, es tröpfelet…
(nämlich aus der super-schicken Schwimmwindel in den Sitzkreis der Kleinkinderschwimmen-Vorstellungsrunde)
…der Obermüller chlöpfelet…
(er tippt sich vermutlich genervt an die Stirn und rollt mit den Augen, ob der skurrilen Zusammenkunft in der Warm-Badi)
Es rägelet, es rägelet…
(wie gut, dass wir hier sowieso alle früher oder später nass werden)
…der Obermüller sägelet…
(OH! MEIN! GOTT! Jetzt dreht der irre Obermüller total durch, Massaker im
Baby-Bad???)
Es güüsst, es güüsst…
(Ihr habt es erfasst: Noch mehr Wasser!)
Der Obermüller nüsst: HATSCHI!
(Und alle hier anwesenden Windelträger/innen werden innerhalb der nächsten
2-3 Tagen ebenfalls erkältet sein. Hatschi!)

Dennoch: Wer etwas auf sich hält, der darf beim Babyschwimmen nicht fehlen. Die aquatische Frühförderung steht ebenso auf der obligatorischen Baby-Agenda, wie etwa auch die Musikzwergli, die Chrabbelgruppe (frühzeitige PR-Maßnahmen), das Baby-Yoga und der Besuch der bilinguale Kita. Ohne geht nicht.

Ich bitte Sie – DAS sollte Ihnen Ihr Kind doch allemal wert sein???!!! *empörtes Stirnrunzeln meinerseits* Manchmal jedoch frage ich mich im Stillen und insgeheim, wie WIR damals eigentlich jemals halbwegs gesund und normal gedeihen konnten, ohne je in den Genuss auch nur eines der aktuellen, vielfältigen Unterhaltungsangebote für die Zielgruppe „U3“ gekommen zu sein. Oder ist das gar der Grund, warum aus uns "nichts Ordentliches" geworden ist? Oder nur aus einzelnen Auserwählten unter uns.


Ja, auch wir haben drei komplette Staffeln (à 8-12 Folgen) Baby-Seepferdchen mitgedreht. Die Zwillings-Meerjungfrauen bekamen die Schiffstaufe mit ca. 5 Monaten und jetzt, wo die besten Mädchen der Welt schon bald 16 Monate zählen, haben wir uns dazu entschieden, dass wir „ja eigentlich auch einfach privat ab und zu in die Badi könnten“ statt uns für den vierten Kurs anzumelden und es mit viel Glück doch gerade mal wieder zu einem Drittel der Termine zu schaffen.

Denkste! Natürlich gehen wir nicht „privat einfach mal so“ mit den Kindern zum Schwimmen. Kein einziges Mal waren wir bisher. Es gibt hierfür vielfältige Gründe, allen voran: Die Mama zeigt sich nicht gerne im Badeanzug. Die einzigen, vor denen ihr das nicht peinlich ist, sind: Die besten Mädchen der Welt. Im heimischen Planschbecken (wir pflegen es hier und heutzutage „Pool“ zu nennen), versteckt hinter dichten Gartenhecken.

Offizielle Begründung: Es fehlt uns einfach die Zeit und Gelegenheit (ich meinte: die Gelassenheit), die Sache mit dem Bad zu viert in Angriff zu nehmen. Jeder muss sich dabei ja vollständig (s)einem Kind widmen. Vom Anlegen der Schwimmwindel (wie ich sie hasse) bis zum Überwasserhalten des zugeteilten Kinderköpfchens… Meine Lieblingsausrede: „Es wäre einfach nicht dasselbe – mir würden die schönen Liedchen und Versli viel zu sehr fehlen.“

Mit Fingerli, mit Fingerli mit flache, flache Händli.
Mit Füschtli, mit Füschtli, mit Elleboge, Platsch. Platsch. Platsch.
(Alle Mamis sehen spätestens am Ende dieses Sing-Spiels allesamt aus wie bei einem Jubiläums-Meeting für traurige Clowns. Sehr traurige Clowns… Dem Make-Up nach zu urteilen jedenfalls.)

Und erst die herrliche Wickel-Landschaft in der total verdampften Sammelumkleide! Ein Traum. Ich bin in einer meiner früheren Erzählungen bereits auf die gummierten 4 Quadratmeter eingegangen, wo im Laufe so eines Babybadetags bis zu fünfzig kleine Wasserratten ihre Pampers gegen die Badewindel tauschen und umgekehrt, ihr Znüni und Zvieri drauf einnehmen und wieder auskötzeln, die Mamis und Papis geschäftig etliche Male mit ihren Käsefüßen drüber wuseln etc. pp. Man darf einfach nicht genauer drüber nachdenken. Sonst wird es schnell drastisch psychosomatisch.

In der Dusche geht das feucht-fröhliche Vergnügen folgendermaßen weiter:
Räge-Rägetröpfli, äs rägnet uf mis Chöpfli
(die Hälfte der Babys fängt an, um ihr Leben zu schreien)
wänns rägnet, werdet d’Blüemli nass, und alli Steindli uf dä Gass
(und auch die frischen Klamotten von Mami und Papi, die bereitgelegten Badetücher, die Badetasche,
die neuen Pampers…)
wänns rägnet, werdet d’Blüemli nass, und ali Steindli uf dä Gass!
(und die Maxi Cosis, Tragetücher, Kindersitze, Nuschelis, Jacken, Mützen, Zwieback, Babykeks und Co)
Im ersten Baby-Schwümme, wo wir quasi noch als blutige Anfänger aufkreuzten, war allerdings alles noch viel spektakulärer. Da mussten wir uns zu zehnt auf zwei Massageliegen im Physiotherapie-Raum parat machen und danach alle mit EINER Dusche im Rollstuhlfahrer-WC duschen. DAS war erst ein Spaß, sage ich euch!

Das mit Abstand Coolste allerdings an diesem ersten Kurs war das Schwimmbecken an sich. Es war zwar winzig – man stieg sich als Eltern(-teile) gegenseitig schon des Öfteren unangenehm auf die Füße, aber mir – mit meinen gigantischen 1,62 m Körpergröße - ging dafür das Wasser bis knapp unter die Nasenspitze. Das wäre per se kein Problem gewesen, kann ich doch schwimmen.

(Ich hätte schwimmen können, wenn das Becken nicht so winzig, babybieselwarm und mit zehn Personen extrem überfüllt gewesen wäre). ABER: Es geht ja darum, mit dem Kind diverse Übungen – im Idealfall hauptsächlich ÜBER der Wasseroberfläche - auszuführen. Und das gestaltete sich anstrengend, schwierig bis unmöglich.


Einige Eltern scheuen sich tatsächlich nicht, zuzugeben, dass sie ihren Sprössling zum Babyschwimmen angemeldet haben, weil der kleine Schatz/die kleine Maus danach immer so „nudelfertig“ ist und erst mal 3-5h durchratzt. Hat auch was…

Ich persönlich finde aber, „die Ruhe nach dem Sturm“ (also dann ab dem Anschnallen und Richtung Heimat zuckeln im Auto) wiegt die große Aufregung direkt nach dem Bad, wo sich die Kids (in unserem Fall zwei) nicht entscheiden können, ob sie zu durstig zum Schlafen, zu müde zum Trinken, zu hungrig zum durstig sein, zu warm zum Anziehen oder zum Abbrausen zu nass sind – und im Übermaß dieser extremen Sinnesreize dann pauschal einfach mal am Brüllen sind, nicht auf.


Ich denke, ich schließe nun mit diesen, meinen Impressionen. Möchte euch ja nicht eure wunderbaren eigenen Erfahrungen vermiesen (rückblickend und mit Distanz neigt man sowieso dazu, alles zu romantisieren) oder gar die Vorfreude aufs erste/nächste Mal ruinieren.

Der Erlebniswert ist hoch. Der Fun-Faktor (bei den Großen) eher so mittel.
Bei den Kleinen? Müsst ihr ausprobieren! In diesem Sinne:
"Sprüzte, sprütze, sprütze isch so schön!" oder doch lieber:
"Chumm mir schwümme drvo!" ?






Montag, 1. Juni 2015

Ratgeber – gut, um sich schlecht zu fühlen


Ja, ich gebe es zu. Auch ich habe mehr oder weniger heimlich diesen „laufenden Meter“ Gebrauchsanweisungen fürs Kind im Giftschrank stehen. Man möchte ja nichts falsch machen. Und mitreden können. Und sich nachher nicht vorwerfen lassen, man hätte sich nicht informiert.

Über die Frage, ob dieses Sammelsurium an (pseudo-)pädagogischer Literatur nun hilfreich ist im Umgang mit dem Wertvollsten, was wir überhaupt kennen – unseren Kindern nämlich – lässt sich, wie über alles andere erfahrungsgemäß auch, vortrefflich streiten.

Meine persönliche Einschätzung (die ich während meines etwa 22-monatigen Studiums der in der oben genannten Lektüren gewinnen konnte) lautet eindeutig: JEIN!

Auf der einen Seite mag es für die besorgte Mutter, die mehr oder weniger neu im Business – im Mami-Business – ist, durchaus von Vorteil sein, wenn sie liest, dass jede ihrer Fragen (die sie sich vielleicht nie zu fragen traute) und zwar vom sehnlichen Babywunsch bis zur dringend nötigen Abnabelung vom 35-jährigen Mutter-Söhnchen, bereits schon so oder so ähnlich gestellt und behandelt wurde.

Auf der anderen Seite kommt man als geplagte und gestresste Mutter auch irgendwann an den Punkt, wo man zwar sein eigenes Bett vor lauter Bücherstapeln: „Wie sag ich´s meinem Kind?“ und „Was will mein Kind mir damit sagen?“ und „Die Ruhezeiten sind von 20.00 Uhr – bis 8.00 Uhr, liebes Baby!“ sowie „Tausendundein Rezept – nur für MEIN Kind ist nichts dabei“  nicht mehr findet, aber trotzdem einsehen muss, dass selbst der modernste und schlaueste Pädagoge vor genau dem eigenen, brandaktuellen Problem kapituliert.

Im ersten Fall hat der Konsum der Ratgeber eine Art Selbsthilfegruppen-Charakter, anonymer Natur (noch diskreter als die AA sogar), im zweiten Fall bewirkt er eine deprimierte und verzweifelte Resignation, ein Gefühl, dass einem dann wohl keiner mehr helfen kann, wenn hier nicht mal mehr die Super Nanny weiter weiß… Man fühlt sich alleingelassen. Und zwar total.

Was einen richtig wütend machen kann ist, dass die meisten Leitfäden zwar im Titel und auf dem Waschzettel (also der Rückseite vom Buch) mit konkreter Hilfe oder Abhilfe (je nachdem, worum es geht) locken und prahlen, dann aber auf den 576 Seiten dazwischen nur steht, wie es NICHT geht.
Was man auf KEINEN FALL tun sollte. Womit man sein Kind nahezu seelisch misshandelt. Was die schwerwiegenden psychischen Konsequenzen sind, mit denen man bei dieser und jener NICHT ANZUWENDENDEN Erziehungsmethode beim jungen Erwachsenen (der einst das zu erziehende Kind war) rechnen muss…

Diese Ratgeber pfeffert man dann reichlich verunsichert, um kein Stück weiser als zuvor, in die Ecke, schämt sich eine Runde für die Gedanken und Ideen, die einem zuvor spontan und intuitiv zur Sache gekommen wären – gut, dass man sie noch nicht am „lebenden Objekt“ ausprobiert hat, sondern zuvor die Professoren und Doktoren zu Rate gezogen hat!!! – und fühlt sich, als wären einem Hände und Füße gebunden und man zudem noch vom Leitfaden höchstpersönlich geknebelt worden, nur ja nichts Verkehrtes zu seinem Sprössling zu sagen.

Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist – ich wohne, seitdem ich Mutter bin bzw. seit einem Monat bevor die beiden besten Mädchen der Welt vor 15 Monaten das Licht derselben erblickten, in der wunderschönen Schweiz.  Von daher kann ich nur von „hier“ (und sowieso wie immer nur von MIR) berichten:

Der GOTT der Schweizer Pädagogen, Erzieher, Hebammen, Lehrer, Mütter-und Väterberaterinnen (gibt es so etwas in Deutschland überhaupt?), Kinderärzte und Co heißt: REMO H. LARGO. In keinem (keinem!) Haushalt darf sein Werk „Babyjahre“ fehlen. Unglaublicher Weise gehört dieses Nachschlagwerk sogar zum regulären "Migros"-Sortiment! Wie es um „Kinderjahre“, „Jugendjahre“ und die anderen Bände des gleichnamigen Autors bestellt ist, kann ich (noch) nicht beurteilen. Ja, naja – darf ich hier eigentlich Rezensionen abgeben, so in aller Öffentlichkeit? Ich tu´s einfach mal. Ich persönlich (!) meine: Kann man kaufen/lesen, muss man aber nicht.

Ich selbst LIEBE ja diese „Elternbriefe“ (Herausgeber: Pro Juventute), die in der Schweiz vielerorts als Geschenk von den Gemeinden oder anderen Institutionen abgegeben und im ersten Lebensjahr des Kindes monatlich, danach in etwas größeren Intervallen den glücklichen Eltern gratis zugeschickt werden. Sie sind kurz, knapp und knackig, nett illustriert, befassen sich jeweils mit genau dem Alter und den Entwicklungsschritten des eigenen Kindes und haben irgendwie einen ganz eigenen Charme. Ich weiß nicht, ob sie mein Leben (oder das meiner Kinder) nachhaltig verbessern, aber ich lese sie gerne! Und ich sortiere sie sogar sorgsam in den dafür vorgesehenen Sammelordner. (Gibt es Vergleichbares eigentlich in Deutschland???)

In meinen Regalen (und Stapeln vor dem Bett) haben sich natürlich noch haufenweise anderer Nachschlagwerke angesammelt. Vom Hebammen-Wissen über die Kugelzeit und die Brutpflege, über die Besonderheiten im Zusammenhang mit dem doppelten Glück (wie es uns ereilt hat), über die sogenannte „Erst-Ausstattung“ (wie zu jedem Stichwort hier, könnte ich SEITENWEISE über Sinn und Unsinn berichten), medizinischer Beistand zur Pannenhilfe, spezielle Pflegehinweise (nur Handwäsche!) und Fütterungsempfehlungen (völlig für die Katz´ - is(s)t ja sowieso jedes Kind anders!), Phasen und Sprünge (absolutes Reizthema!!!), das Trotzalter (*seuuuuuuufz*), populäre psychologische Bestseller (hier hab ich Jesper Juul zu meinem Liebling erkoren, auch wenn ich seine „Hilfestellungen“ nicht immer konkret genug finde) und, und, und, und, und…

In Manches habe ich nur mal kurz reingelesen, anderes aufmerksam durchgeblättert. Das eine Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen, das andere gleich nach den ersten fünf Sätzen wieder ad Acta gelegt. Den einen Ratgeber habe ich verinnerlicht, den anderen sofort der Altpapierverwertung zugeführt. Aus dem Einen zitiere ich, den anderen ziehe ich durch den Schmutz.
Ihr wisst, was ich meine….

Mein Fazit? Was soll ich sagen? Die Kinder halten sich sowieso nie daran, was in ihren Gebrauchsanleitungen steht! Und: Wir machen das schon alle halbwegs richtig so, zumindest hoffe ich das sehr!