Freitag, 10. Juli 2015

You say „Gubai“...


...and I say "Hello???"

Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber im Sandkasten fabriziert man heutzutage keine schnöden Kuchen mehr, im Sandkasten wird aktuell Haferbrei gekocht. War mir ebenfalls neu bis eben. Aber nun!

Ich befinde mich nämlich gerade auf einem Spielplatz. Der Luxus des Tages: Nur EINES der beiden Mäusezähnchen wärmt mir mein Knie und massiert mir aufgeweichte Reiswaffeln ins schwarze Sommerkleid.

Nummer 2 ist mit unserer neuen Babysitterin (einem härzigen 14-jährigen Mädchen, das nach Schulschluss ab und an "das Doppelte Mäusezähnchen" für zwei Stunden zum Spielen besucht) auf Spatzenjagd.

Die Spatzen ihrerseits sind wiederum auf der Jagd nach unseren Reiswaffeln. Hier schließt sich der Kreis und ich fühle mich langsam aber sicher, wie ein Komparse in Hitchcocks „Die Vögel“.

Ihr Hunger macht die gefiederten Freunde furchtlos und sie reissen uns das Zvieri regelrecht aus der Hand. Dass es hier was zu Futtern gibt, hat in der Zürcher Federcommunity scheinbar schnell die Runde gemacht und allmählich wird es gruselig auf dem fliederumrankten „Snack-Plateau“ in der Mitte des Spielplatzes.

Achso. Der Haferbrei. Ich war beim Haferbrei stehengeblieben. Der Haferbrei, den das Kind dieser extrem unsympathisch tönenden Mutter („Jean-Pascal, ich sage es nur noch einmal: Wenn du nochmal mit Sand wirfst, gehen wir SOOOO-FORT!!! nach Hause!“) seit geschätzt zwei Stunden aus Sand (in dem die Spatzen baden) zusammenpanscht, ist GARANTIERT:

Zuckerarm, glutenfrei, lactosefrei, fettarm und ganz sicher auch aus ökologisch erwirtschaftetem Vollkornhafer, von regionaler Herkunft - fair gehandelt. Mit Gütesiegel. Und blütenweißem, reinem Gewissen. Ein weiterer Luxus... Jean-Pascal weiß was er tut. Es bleibt ihm ja auch nichts anderes übrig... Dem Ärmsten.

Apropos Luxus: Mittlerweile sitze ich völlig kinderlos und zwillingsfrei unter den schattigen Fliederranken und kritzle vor mich hin. Die besten Mädchen der Welt graben währenddessen nach Gold. Oder Dinosaurierknochen. Oder Grundwasser. Oder dem Mittelpunkt der Erde. Nach irgendetwas jedenfalls, was sich tief in der Erde unter der Rutschbahn befinden muss.

Vielleicht finden sie ja was und wir werden reich und ich kann die Babysitterin adoptieren und sie muss nie mehr nach Hause oder in die Schule gehen und kann mindestens bis die Kleinen volljährig sind ganztags mit ihnen Sand spielen? Oder wenigstens buddeln sie was aus, was wir dem Nationalmuseum geben können?

Ich erwache aus meinem Tagtraum und mache mir klar, dass die Süßen im besten Fall vergessene, kaputtgespielte Sändeli-Sachen und schlechtesten Fall – Pfui Teufel – Kippen zu Tage fördern werden. Ich selbst habe heute schon zwei entsorgt und dabei noch nicht mal selbst geraucht!

Eigentlich, ja eigentlich, wollte ich euch jedoch etwas ganz anderes erzählen heute. (Sollten wir nämlich jetzt und hier doch noch etwas Bedeutendes aus dem Sand ausgraben, werdet ihr sowieso durch die Medien davon erfahren.)

Was ich mir noch von der Seele schreiben wollte, ist etwas, was seit einigen Tagen mein, mit grenzenloser Liebe zu meinen beiden Mädchen erfülltes Mutterherz, aufs Unerträglichste bedrückt und das Mutterglück aufs Grauenvollste betrübt: Die „Ersten drei Worte“ wurden gesprochen!

DIE „Ersten drei Worte“ sind vor einigen Tagen aus dem Mund von MZ2 (eine Minute jünger, 15 mm kleiner und ein paar hundert Gramm leichter als MZ 1) gepurzelt. Und purzeln seit diesem Tage auch in regelmäßigen Abständen, völlig belanglos anmutend und wie nebenbei - immer wieder und zu Mutters größtem Entsetzen - aus dem Mund der kleinen Sprachforscherin. Die drei ersten Wörter lauten ausgerechnet: „Trambahn“, „Flugzeug“ und „Goodbye“ (= „Gubai“)!!!

*Kreeeiiiiiiiiiischhhhhh* Ich bin noch nicht bereit zur Abnabelung! (Die erste – doppelte - Abnabelung liegt gerade mal 17 Monate zurück!) Ich kann nicht schon wieder loslassen! Es ist mir definitiv noch zu früh für einen Abschied! Ich habe Angst!

PS: Das letzte (dem Mami mit Abstand am meisten schmerzende) Wort der drei, nämlich: „Gubai“ „antwortet“ MZ2 auch immer in ihr bescheuertes, rotes, chinesisches Telefon-Spielzeug, das bedauerlicherweise nur auf Englisch mit ihr kommuniziert. Danke, Papa!






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